Elternkooperation durch 7 Qualitätsstandards optimieren

24.05.2016

Die Kooperation Schule – Eltern ist ein elementarer Bestandteil der pädagogischen Arbeit eines jeden Lehrers und der Schule als Ganzes. Doch die Umsetzung an der Schule ist gar nicht so leicht. Dies zeigen beispielsweise die Ergebnisse der Jako-O-Bildungsstudie von 2010 unter Leitung von Prof. Dr. Dagmar Killus vom Lehrstuhl für Unterrichtsforschung und Allgemeine Didaktik an der Universität Hamburg.

Rund 1/3 der 800 befragten Eltern von Grund- und Hauptschulkindern gab an, sich mit den Aufgaben als Elternteil eines schulpflichtigen Kindes fast immer oder häufig überfordert zu fühlen. Dies sind 3 bis 4 Eltern pro Schulklasse. Sorgen Sie an Ihrer Schule dafür, dass auch diese Eltern die Kooperation mit der Schule als partnerschaftlich und dialogisch erleben. Beachten Sie dazu die folgenden 7 Standards.

Standard 1 zur Optimierung der Elternkooperation: Eine Willkommenskultur entwickeln

Zeigen Sie den Eltern, dass sie willkommene Partner sind, z. B.:

  • Gestalten Sie den Empfangsbereich besucherfreundlich, z. B. durch eine kleine Sitzgruppe für Wartende.
  • Bieten Sie bei einem längeren Gespräch ein Getränk an.
  • Richten Sie ein Besprechungszimmer für Eltern-Lehrer-Gespräche ein.
  • Stellen Sie für die Elterngespräche Erwachsenenstühle bereit.
  • Führen Sie Standards für Elternbriefe ein, die von allen Lehrern eingehalten werden: Ein Brief enthält den Schriftzug und das Logo der Schule, den Namen des absendenden Lehrers, das Datum, einen Betreff und einen freundlich formulierten Inhalt.
  • Veranlassen Sie, dass Ihre Sekretärin Anrufer und Besucher freundlich empfängt.
  • Zeigen Sie auch Eltern mit Migrationshintergrund, dass sie willkommen sind, z. B. indem Sie ihnen bei Festen und Feiern Gelegenheit geben, ihre kulturellen Besonderheiten zu zeigen.
  • Respektieren Sie die religiösen Traditionen.

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Standard 2 zur Optimierung der Elternkooperation: Eltern als Lern- und Erziehungspartner stärken

Eltern aus einem bildungsfernen Milieu und Eltern mit Migrationshintergrund sind oftmals nicht ausreichend über die Besonderheiten unseres Bildungs- und Ausbildungssystems informiert. Häufig beeinflussen sie außerdem durch einen ungünstigen Erziehungsstil die Lernausgangslage ihres Kindes negativ.

Unterstützen Sie die Erziehungskompetenz der Eltern durch eine Reihe von Elternabenden. Bieten Sie sie schulweit oder jahrgangsstufenbezogen an. Elternbeirat und Förderverein sind hierbei bereitwillige Partner, die sich ggf. an der Finanzierung eines Fachreferenten beteiligen.

Laden Sie zu Elternabenden mit Inhalten zur Berufsorientierung Ausbildner von Betrieben oder Auszubildende ein, die ebenfalls Migrationsgeschichte haben. Damit zeigen Sie nicht nur erfolgreiche Vorbilder, sondern fördern den Aufbau einer Vertrauenskultur.

Standard 3 zur Optimierung der Elternkooperation: Eine Informationskultur pflegen

Die PISA-Begleituntersuchung von 2007 zeigte, dass in Deutschland nur 40 % der Eltern finden, dass die Schule regelmäßig nützliche Informationen über die Fortschritte des eigenen Kindes zur Verfügung stellt. Der Länderdurchschnitt liegt bei 74 %. Pflegen Sie also eine Informationskultur auf allen Ebenen, vor allem:

  • Geben Sie regelmäßige Elternbriefe heraus. 3 Briefe sind obligatorisch: zum Schuljahresbeginn, zum Halbjahr und zum Schuljahresende.
  • Informieren Sie die Eltern in einem Elternbrief bei besonderen Anlässen frühzeitig.
  • Führen Sie ein elektronisches Informationssystem ein, über das Elternbriefe versandt werden und der Erhalt bestätigt wird. So vermeiden Sie die Überlastung von Lehrern oder der Verwaltungsangestellten.
  • Veranlassen Sie, dass Ihre Lehrer in Elternabenden über die Anforderungen der Jahrgangsstufe, über Leistungsmessung, Hausaufgaben und die didaktischen Besonderheiten ihres Unterrichts informieren.
  • Pflegen Sie einen zuverlässigen und institutionalisierten Informationsaustausch mit den gewählten Elternvertretern, z. B. durch einen Jour fixe pro Monat.

Standard 4 zur Optimierung der Elternkooperation: Eine Kommunikationskultur wachsen lassen

Kommunikation ist mehr als Information. Hierbei geht es um den Dialog zwischen Schule und Elternhaus, zwischen Lehrkraft und einer Mutter und eine Vater auf Augenhöhe. Herzstück dieses Dialogs sind die Lehrer-Eltern-Gespräche. Sorgen Sie durch schulinterne Fortbildungen dafür, dass Ihre Lehrer solche Gespräche professionell führen und auf folgende Regeln achten:

  • Bereiten Sie sich fachlich und emotional auf ein Elterngespräch vor.
  • Auch wenn ein Kind Sie viel Nerven und Kraft kostet, machen Sie sich vor dem Gespräch auch die positiven Seiten des Kindes bewusst. Zeigen Sie im Gespräch diese ebenfalls auf.
  • Geben Sie den Eltern das Gefühl, dass Ihnen die Förderung des Kindes ein Anliegen ist, indem Sie auf die gemeinsame Zielsetzung hinweisen.
  • Lassen Sie ein Elterngespräch nicht zu einer Anklageverlesung werden. Fragen Sie vielmehr die Eltern danach, wie genau sie ihr Kind unterstützen können.
  • Halten Sie Vereinbarungen mit beiderseitiger Unterschrift schriftlich fest. Begleiten Sie die Umsetzung durch einen Folgetermin.
  • Gestalten Sie ein Elterngespräch als Beratungsgespräch. Sie sind der Profi und sollten Hinweise parat haben, wie Eltern und Schule das Kind konkret unterstützen können, z. B. beim Vokabelnlernen.
  • Bieten Sie flexible Sprechzeiten und moderne Formen des Informationsaustauschs wie E-Mail an, mit denen Sie die Berufstätigkeit der Eltern berücksichtigen.

Standard 5 zur Optimierung der Elternkooperation: Mit einer Beteiligungskultur Macht teilen

Eltern haben über die gewählten Vertreter in festgelegten schulischen Segmenten das Recht auf Mitsprache. Doch Vertrauen entsteht erst, wenn Sie hier nicht nach Paragrafen vorgehen. Lassen Sie es zu einer Selbstverständlichkeit werden, den Elternbeirat in alle schulischen Belange einzubeziehen, auch wenn diese nicht im Schulgesetz aufgeführt sind. Ermöglichen Sie auch den Einfluss der breiten Elternschaft, z. B. durch Befragungen. Evaluieren Sie bestimmte schulische Handlungsfelder, und teilen Sie den Eltern das Resultat und die vorgesehenen Veränderungsabsichten mit. So bleibt die Beteiligung der Eltern kein Lippenbekenntnis, sondern wird für beide Seiten spürbare Realität.

 

Standard 6 zur Optimierung der Elternkooperation: An der Schulentwicklung teilhaben lassen

Eltern wären oftmals gerne Mäuschen im Klassenzimmer, insbesondere wenn die Kinder im Grundschulalter sind. Schaffen Sie Möglichkeiten der Elternhospitation. Beachten Sie dabei die rechtlichen Gesichtspunkte.

Auch am Schulleben beteiligen sich die Eltern in der Regel gerne. Ermöglichen Sie dies durch elternfreundliche Termine Ihrer Schulfeste und Projektpräsentationen. Zeigen Sie den Eltern an einem Tag der Offenen Tür, wie ihre Kinder an Ihrer Schule gefördert werden. Binden Sie sie in die Gestaltung solcher Aktivitäten ein, soweit es die Berufstätigkeit der Eltern zulässt. Doch beschränken Sie die Beteiligung nicht nur auf das Bereitstellen eines Kuchenbuffets und den Verkauf, sondern bieten Sie bereits bei der Planung Gelegenheit mitzureden.

Laden Sie darüber hinaus den Elternbeirat ein, ein Mitglied in das Qualitätsteam Ihrer Schule zu entsenden. So wirken die Eltern am Schulprofil, am Schulprogramm und an der systematischen Qualitätsentwicklung Ihrer Schule mit.

Standard 7 zur Optimierung der Elternkooperation: Mit dem Umfeld kooperieren

Beziehen Sie in die Kooperation mit den Eltern auch das schulische Umfeld ein. Häufig sind es sogar die Eltern, die den Kontakt zu den örtlichen Betrieben, Vereinen und Verbänden vermitteln, da sie selbst dort arbeiten oder Mitglied sind. So fördern Sie die Integration von Familien mit Migrationshintergrund im Stadtviertel oder in der Gemeinde. Unterstützen Sie diese auch durch den Kontakt zum Integrationsbeauftragten der Stadt oder zum Amt für Migration. Gleichzeitig weiten Sie Ihr schulisches Angebot aus, z. B. durch die Kooperation mit der Musikschule. Ihre Schüler erhalten beispielsweise Instrumentalunterricht in der Musikschule. An Ihrer Schule bringen sie ihre Kompetenzen in einer Bläserklasse ein. Eltern erkennen den Zugewinn durch die Kooperation der Institutionen an, insbesondere da das Kind davon profitiert. 

Weisen Sie die Eltern auch auf die zahlreichen Unterstützungsmöglichkeiten im schulischen Umfeld hin. Insbesondere bei Problemen in der Erziehung oder wenn ein Jugendlicher gefährdet ist, helfen Sie, den Kontakt zur Erziehungsberatungsstelle oder zum Jugendamt herzustellen und Berührungsängste abzubauen.

 

Fazit: Beachten Sie bei allem Engagement, das Sie und Ihre Lehrer in die Kooperation mit den Eltern investieren: Sie ist kein Selbstzweck, sondern muss sich fördernd auf die Kinder und Jugendlichen auswirken. – Sie muss wie alles in der Schulentwicklung beim Schüler ankommen.

 

7 Standards für die Kooperation mit den Elter

 

 


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