Der Fortbildungsplan – eines Ihrer wichtigsten Instrumente

31.10.2011
Für viele Ihrer Kollegen ist die gemeinsame Entwicklung eines Fortbildungsplans eine ungewohnte Aufgabe. Gehen Sie deshalb behutsam dabei vor. Laden Sie Ihr Kollegium zu Beginn des Schuljahres zu einer pädagogischen Konferenz ein und erstellen Sie einen maßgeschneiderten Fortbildungsplan für Ihre Schule.

1. Schritt: Reflektieren Sie die bisherigen Fortbildungen

Bitten Sie die Kollegen, einen Blick auf die bisherigen Fortbildungen im Kollegium zu werfen.

  • Gab es thematische Schwerpunkte der Fortbildungen? Welche?
  • Waren das die wichtigsten Themen für Ihre fachliche Arbeit? Für das Schulprofil? Für das Schulprogramm?
  • Welche Auswirkungen hatten die Fortbildungen auf die schulische Arbeit?
  • Welche Regelungen gab es für die Teilnahme an Fortbildungen?
  • Soll diese Regelung beibehalten werden? Ist sie für die Schule sinnvoll?
  • Welche Veränderungen am bisherigen Vorgehen werden gewünscht?

Sammeln Sie die Veränderungswünsche auf einem Flipchart. Gehen Sie am Ende der Konferenz noch einmal darauf ein. Drücken Sie den bisherigen Fortbildungsaktivitäten der Kollegen gegenüber Ihre Wertschätzung aus. Erläutern Sie, dass im Rahmen einer höheren Eigenverantwortlichkeit der Schule, die sich durch Schulprofil und Schulprogramm zeigt, eine stärkere Koordinierung der Fortbildungen im Kollegium notwendig wird.

2. Schritt: Ermitteln Sie den Fortbildungsbedarf im Kollegium

Der Fortbildungsbedarf Ihres Kollegiums wird aus 3 Quellen gespeist:

Ihr Schulprogramm fordert neue Kompetenzen: Berücksichtigen Sie die künftigen mittel- und langfristigen Arbeitsschwerpunkte und formulieren Sie fachübergreifende Fortbildungsziele. Leiten Sie davon Maßnahmen und Konzepte ab, zu denen Sie dann konkrete Fortbildungen durchführen.

Neuerungen fordern fachliche Aktualisierung: Die obligatorische Einführung von Neuerungen auf lokaler, Bezirks- oder landesweiter Ebene, wie z.B. neue Rahmenlehrpläne oder neue Zeugnisse, bewirken weiteren Bedarf.

Vielleicht haben Ihre Schüler im landesweiten Mathematiktest unter dem Landesdurchschnitt abgeschnitten? Oder Ihre Lehrer sind noch unsicher in den neuen Verfahren des Schriftspracherwerbs, die durch einen neuen Lehrplan gefordert werden? Daraus ergibt sich der fachliche Fortbildungsbedarf.

Personalentwicklung fordert persönlichen Fortbildungsbedarf der Kollegen: Natürlich hat auch weiterhin die Professionalisierung des einzelnen Lehrers einen hohen Stellenwert, auch unter dem Gesichtspunkt einer weitsichtigen Personalpolitik. Die Kollegen äußern ihre ganz persönlichen Fortbildungsbedürfnisse.

3. Schritt: Einigen Sie sich auf Prioritäten

Die Bedarfserhebung führt in der Regel zu einer Vielzahl von Themen, zu denen sich Ihre Kollegen Fortbildungen wünschen. Deshalb muss Ihr Kollegium entscheiden, welchen Stellenwert es dem jeweiligen Thema zuspricht.

Zur Prioritätenfindung eignet sich die Abstimmung mit Klebepunkten. Schreiben Sie dazu jedes Thema auf eine Wortkarte und hängen Sie alle an einer Pinnwand auf. Jeder Kollege erhält 3 Punkte, die er vergeben kann. Oder aber Sie lassen von jedem Kollegen die 3 wichtigsten Themen in eine Tabelle auf einem Arbeitsblatt eintragen und seine Wahl begründen. Mit der Priorisierung erhalten Sie einerseits eine Auswahl, andererseits lässt sich davon auch ein zeitliches Nacheinander ableiten.

4. Schritt: Finden Sie einen Konsens für die Teilnahme

Die Frage, welche Kollegen an welchen Fortbildungen teilnehmen, stellt sich vor allem für die fachübergreifenden Aufgaben, und hier für die externen Fortbildungen. Für die externe Ausbildung zum Deeskalationstrainer wird sich eher die Beratungslehrerin zur Verfügung stellen, für die PC-Schulung sicher der EDV-Fachmann.

5. Schritt: Suchen Sie nach der passenden Fortbildungen

Spezifischen Fortbildungsbedarf des ganzen Kollegiums oder einzelner Fach- oder Jahrgangsgruppen decken Sie am besten mit schulinterner Lehrerfortbildung (SCHILF) ab.

  • Planen Sie 1 – 2 pädagogische Tage oder Konferenzen zur Weiterentwicklung Ihres systematischen Qualitätsentwicklungsprozesses und für fächerübergreifende Aufgaben und Problemstellungen ein
  • Räumen Sie schulinternen Fortbildungsaktivitäten Raum ein, z.B. „Lehrerforschergruppen“, die Unterrichtseinheiten ausarbeiten, vorführen und kollegial optimieren, „Kollegiale Feedback-Teams“, die sich mit wechselseitiger Unterrichtshospitation gegenseitig anregen, oder Supervisionsgruppen und kollegiale Beratungsteams.

Beziehen Sie gemeinsame Seminare mit Eltern ein. Selbst wenn es aus organisatorischen Gründen schwer fällt, eine Unterrichtsvertretung zu gewährleisten, versuchen Sie trotzdem, Lehrerteams zu schulexternen Lehrer-Fortbildungen (SCHELF) zu schicken. Die Beteiligung mehrerer Personen, die sich gegenseitig unterstützen, lässt die Umsetzung leichter gelingen und sichert die Nachhaltigkeit für Ihr Gesamtkollegium. Gleichen Sie den Fortbildungsbedarf Ihrer Schule mit den Angeboten ab. Erkundigen Sie sich, welche Fortbildungsangebote es im staatlichen Fortbildungssystem, bei Verbänden oder freien Trägern gibt.

Praxistipp: Delegieren Sie die Koordination an einen Fortbildungsbeauftragten!
Seine Aufgaben:

  • Fortbildungsangebote erkunden
  • Ausarbeitung des Fortbildungsplans zu einer Beschlussvorlage
  • Evaluation der Fortbildungsaktivitäten in der 2. Schuljahreshälfte
  • Alljährliche Aktualisierung des Fortbildungsplans
  • Organisation der Fortbildungen, Referentensuche, mit einem Team

6. Schritt: Binden Sie vorhandene Ressourcen ein

Ermitteln Sie die Kompetenzen Ihrer Kollegen und bitten Sie sie um die Weitergabe im Rahmen einer SCHILF. In einer lernenden Schule ist das Lernen voneinander eine Selbstverständlichkeit. Es erhöht den gegenseitigen Respekt vor der Leistung des anderen. Klären Sie notwendige Entlastungen von Kollegen. SCHELF-Teilnehmer berichten im Rahmen von Team- und Fachkonferenzen sowie Dienstbesprechungen über die Ergebnisse der SCHELF und die Konsequenzen für Unterricht und Schule. Oder sie geben ihr gewonnenes Know-how als Multiplikator in Form eines Trainings an die Kollegen weiter.

7. Schritt: Erstellen Sie eine zeitliche Planung

Berücksichtigen Sie beim Fortbildungsplan Stoßzeiten und vermeiden Sie Unterrichtsausfall. Doch nicht immer können Sie Entscheidungen frei treffen; Sie werden sich auch nach dem Angebot richten müssen. Setzen Sie entsprechend Ihrem Schulprogramm pro Schuljahr einen Schwerpunkt:

Erstellen Sie Ihren Fortbildungsplan zunächst für die Dauer von 3 Jahren. Schreiben Sie ihn von Jahr zu Jahr kontinuierlich fort.

8. Schritt: Planen Sie die Finanzierung

Einem übermäßigen Andrang zur Fortbildung sind meist durch die Finanzierung Grenzen gesetzt. Bilden Sie deshalb Fortbildungsverbünde mit Nachbarschulen und nutzen Sie hausinterne Ressourcen, um trotz beschränkten Budgets ein möglichst hohes Fortbildungsniveau zu erreichen. Beachten Sie dabei das Prinzip der Verhältnismäßigkeit von Zielen und Mitteln (schulnahe Fortbildung). Nutzen Sie Schwerpunktmaßnahmen oder sonstige landesweite Maßnahmen, sie sind in der Regel höher bezuschusst und deshalb kostengünstiger.


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