Kritikgespräche erfolgreich führen

05.12.2011

„Dann machen Sie Ihren Kram doch selber, wenn man Ihnen nichts recht machen kann!“ So eine heftige Reaktion auf Kritik führt meist in die innere Kündigung eines Kollegen. Dienst nach Vorschrift oder sogar die Verweigerung berechtigter Anforderungen sind oftmals die fatalen Folgen. Damit Ihre Kritikgespräche nicht in so eine Sackgasse führen, sondern eine Verhaltensänderung beim Kollegen bewirken, beachten Sie die folgenden 7 Regeln:

1. Regel: Führen Sie das Kritikgespräch zeitnah

Führen Sie nie ein Kritikgespräch, solange Sie selbst noch emotional erregt sind. Das führt in den meisten Fällen zur Eskalation. Damit ist niemandem geholfen. Die alte Faustregel „eine Nacht drüber schlafen“ gilt nach wie vor. Lassen Sie aber auch nicht allzu viel Zeit zwischen Kritikanlass und Gespräch verstreichen. Sonst sieht der Kritisierte keine Verbindung mehr zwischen seinem Verhalten und Ihren Worten.

2. Regel: Beschreiben Sie den Kritikanlass konkret

Machen Sie dem Kollegen gleich zu Beginn des Gesprächs klar, dass nur ein bestimmtes Verhalten in einer bestimmten Situation Gegenstand der Kritik ist. Lassen Sie ihn spüren, dass er nicht als Person abgewertet wird. Damit schaffen Sie eine gute Basis dafür, dass er Ihre Kritik annehmen kann, anstatt sie von vornherein als ungerechtfertigt abzuwehren. Benutzen Sie beispielsweise folgende Äußerung: „Herr Müller, Sie wissen, dass ich Ihre pädagogisch hochwertige Arbeit mit den Schülern sehr schätze. Nichtsdestotrotz müssen wir uns heute über einen Punkt unterhalten, der nicht so gut läuft: die Zusammenarbeit im Kollegium. Sie lehnen es ab, an den wöchentlichen Sitzungen des Stufenteams teilzunehmen.“

3. Regel: Bauen Sie Widerstand ab

Berufen Sie sich auf Konkretes, z. B. eine Beobachtung oder die Beschwerde eines Elternteils oder eines Kollegen. Zeigen Sie die Wirkung des Fehlverhaltens auf, z. B. dass durch das Gewährenlassen von Regelübertretungen die Schüler über Gebühr viel Macht bekommen. Wählen Sie in Kritikgesprächen Ihre Worte bewusst: Vermeiden Sie das Wörtchen „aber“. Es ist negativ belegt und überlagert die vorherige Aussage: „Sie engagieren sich zwar bei Elternabenden, aber für die Gemeinschaft machen Sie zu wenig.“ – Damit provozieren Sie den Widerstand Ihres Kollegen geradezu. Umgehen Sie daher das Wörtchen „aber“ bewusst.
Ersetzen Sie "aber" durch:

  • eine Gegenüberstellung: „Einerseits bin ich mit Ihrer Unterrichtsarbeit sehr zufrieden. Andererseits kommen Klagen von den Kollegen, Sie würden sich nicht an den Gemeinschaftsaufgaben beteiligen.“
  • Verständnis und Weiterführung: „Ich kann Ihre Haltung verstehen, dass für Sie als leidenschaftlicher Pädagoge in erster Linie die Klasse zählt. Gleichzeitig funktioniert unsere Schule nur, wenn das Kollegium als Team Absprachen trifft. So muss ich auch von Ihnen verlangen, dass Sie sich an den wöchentlichen Teamsitzungen beteiligen.“

4. Regel: Geben Sie konkrete Ziele vor

Sagen Sie Ihrem Kollegen deutlich, wie Sie sich sein zukünftiges Verhalten vorstellen. Formulieren Sie das Ziel konkret, z. B. sich an den Teamsitzungen zu beteiligen oder die gemeinsam erstellten Regeln einzuhalten und bei den Schülern einzufordern.
Fragen Sie den Kollegen im Kritikgespräch, wie er sich vorstellt, das Ziel zu erreichen, z. B. wie er es sich einrichten kann, zu den Sitzungen zu kommen. Eine Selbstverpflichtung ist motivierender als äußerer Zwang.

5. Regel: Halten Sie das Ergebnis fest

Halten Sie das Ergebnis in einer kurzen schriftlichen Notiz fest, sodass Sie beide eine Orientierungshilfe und eine eindeutige Basis für spätere Feedbackgespräche haben.

6. Regel: Heben Sie den Nutzen der Verhaltensänderung hervor

Verstärken Sie die Erwartung an Ihren Kollegen, indem Sie den Gewinn aufzeigen. Wenn Sie ihm klarmachen können, welche Vorteile er selbst von einer Verhaltensänderung hat, erhöht sich seine Bereitschaft, sich zu verändern.

7. Regel: Vereinbaren Sie einen Folgetermin

Betrachten Sie jedes Kritikgespräch als Anfang eines Förderprozesses. Geben Sie Ihrem Kollegen daher regelmäßig Rückmeldung, ob er sich auf dem richtigen Weg befindet. Bestärken Sie ihn durch positive Rückmeldungen, wenn sich Gelegenheit dazu ergibt. Vermeiden Sie aber, dass er sich kontrolliert fühlt. Vereinbaren Sie deshalb gleich gegen Ende des Gesprächs einen Zeitpunkt, zu dem Sie ihm über die zwischenzeitliche Entwicklung Feedback geben.

Fällt Ihr Mitarbeiter wieder in das alte Verhalten zurück, sollten Sie nicht zögern, ein weiteres Gespräch zu führen. So signalisieren Sie, dass Sie es ernst meinen und er lediglich 2 Möglichkeiten hat: Entweder hart an sich zu arbeiten oder mit den Konsequenzen zu leben.

Fazit
Kritik ist im Führungsbereich alltäglich. Entwickeln Sie mit den dargestellten 7 Regeln an Ihrer Schule eine konstruktive Kritikkultur auf allen Ebenen.


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