Selbstmanagement als Lehrer/in einer inklusiven Klasse

30.01.2020

Als Lehrkraft wird an Sie eine ganze Reihe von herausfordernden Aufgaben gestellt. Durch die Inklusion haben sich einige Aspekte verändert, weitere sind hinzugekommen. Die Heterogenität in Ihrem Klassenzimmer hat sich erhöht und damit auch die Komplexität Ihrer Anforderungen. Werden Sie sich nun Ihrer neuen Rolle bewusst, und reflektieren Sie Ihr Selbstmanagement mithilfe des Selbsttests.

Ihre „Rolle“ als Lehrkraft im inklusiven Unterricht ist komplex. Sie setzt sich zusammen aus verschiedenen Rollensegmenten wie den Anforderungen, Verantwortungsbereichen, Haltungen und Verhaltensweisen, die Ihnen im Unterrichtsalltag in einer inklusiven Klasse begegnen. Je ausgeglichener Ihre Stärken in diesen unterschiedlichen Bereichen sind, desto mehr Berufszufriedenheit erlangen Sie. Den einzelnen Rollensegmenten werden unterschiedliche Arbeitsfelder zugeordnet.

Rollensegment 1: Vorbereitung des Unterrichts

Die Vorbereitung des Unterrichts umfasst die Arbeitsfelder Konstruktion (A) und Organisation (B). Sie planen, analysieren, arrangieren und gestalten im Vorfeld, sodass Ihre Schüler bestmöglich lernen können und individuell gefördert werden. Dabei setzen Sie Ziele, überlegen, wie diese auf unterschiedlichem Anforderungsniveau erreicht werden können und welches Material Sie dazu benötigen. Einzelne Phasen, Abläufe und mögliche Herausforderungen müssen durchdacht werden.

Rollensegment 2: Durchführung des Unterrichts

Während des Unterrichts sind Sie als Lehrkraft die Person, die den Kindern Orientierung (C) und Begleitung (D) bietet. Sie stellen Material in verschiedenen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung, organisieren Hilfsmittel und Unterstützung. Durch Rituale und Regeln geben Sie den Schülern Halt und führen sie auf den Weg zu eigenverantwortlichem Lernen.

Zu Ihren täglichen Aufgaben gehört es zu beobachten, zu prüfen und zu beurteilen. Sie moderieren die Lernprozesse und motivieren Ihre Schüler. Von Ihnen wird erwartet, dass Sie die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Schülers kennen, ebenso wie seine Lernfortschritte und Entwicklungsprozesse. Nur durch systematisches Vorgehen und konsequente Dokumentation ist dies zu leisten.

Rollensegment 3: Gestaltung der Rahmenbedingungen

Damit Sie Unterricht erfolgreich vorbereiten und durchführen können, benötigen Sie ausreichend Profession (E) und Möglichkeiten zur Kooperation (F). Sie persönlich sind Experte für die Lernprozesse Ihrer Schüler, für Didaktik und Methodik. Sie sind nicht selten Ansprechpartner für alle Kinder gleichzeitig und müssen täglich eine gehörige Menge an Stress bewältigen. Mit Ihrem Zeitmanagement steht und fällt nicht nur der Unterricht, sondern auch die Planung, Vorbereitung und letztendlich Ihre Freizeit und Gesundheit. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern wirkt sich im besten Fall entlastend auf Sie aus. Aufgaben und Verantwortungsbereiche können auf verschiedene Schultern verteilt werden, sodass mehr Raum für professionelles Handeln bleibt.

Rollensegment 4: Reflexion und Nachbereitung des Unterrichts

Fehlende regelmäßige Rückschau auf Ihren Unterricht und Ihr Rollenverständnis können langfristig zu Schwierigkeiten führen. Die Ergebnisse der Reflexion (G) dienen zum einen der Dokumentation von Schülerverhalten und Lernfortschritt jedes einzelnen Kindes wie auch der Planung von Anknüpfungspunkten und Fördermaßnahmen. Zum anderen sind die Ergebnisse der Reflexion der Schlüssel zur Professionalität und Ihrer persönlichen Work-Life-Balance.

Wenn Sie Ihre persönlichen Ziele erreichen, mit Ihrem Unterricht zufrieden sind und als Teammitglied im Kollegium Unterstützung erfahren, werden Sie weiterhin Freude am Lehrberuf haben. Dies wiederum hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche über die berufliche Dimension hinaus.

Test: Mein Selbstmanagement im inklusiven Unterricht

Selbstmanagement im inklusiven Unterricht

Auswertung:

Betrachten Sie zunächst die einzelnen Kategorien (nicht Rollensegmente). Gibt es Arbeitsfelder, in denen Sie vermehrt Kreuze im gelben und roten Bereich gemacht haben, oder sind alle innerhalb der Kategorie im Gleichgewicht? Nehmen Sie sich zunächst ein Arbeitsfeld, das Ihnen unausgeglichen scheint, und setzen Sie sich individuelle Ziele mit konkreten Handlungsanweisungen. Woran machen Sie es fest, wenn Sie dieses Ziel erreicht haben? Woran werden Sie dies selbst erkennen? Setzen Sie sich einzelne Teilziele, wie z. B.:

  1. Ich überlege mir ein einfaches System zur Schülerbeobachtung.
  2. Ich erprobe es.
  3. Ich setze es (zunächst) einmal wöchentlich ein.
  4. Ich werte die gewonnenen Beobachtungen aus …

Nehmen Sie sich nun einen Zeitraum von ca. 8 Wochen, um das Ziel umzusetzen, und reflektieren Sie anschließend: Habe ich es erreicht? Hat ein anderes Aspekt darunter gelitten? Wie gehe ich weiter vor? Was möchte ich als Nächstes erreichen?

Fazit: 

Kaum eine Lehrperson erfüllt alle Ansprüche der verschiedenen Rollensegmente umfassend. Stärken und Schwächen sind, wie bei Ihren Schülern, völlig normal. Ziel ist es nicht, in allen Bereichen zu brillieren, sondern eine ausgewogene Balance innerhalb der einzelnen Kategorien herzustellen und damit selbst im Gleichgewicht zu bleiben. Dies ist ein entscheidender Faktor in Bezug auf Berufszufriedenheit und Gesundheit


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