Konstruktive Kritik nutzen

19.03.2012

Mit Feedback zum erfolgreichen Kritikgespräch

Auch das freundlichste Lächeln hilft Ihnen wenig, wenn Sie Kritikgespräche führen, indem Sie mit der Tür ins Haus fallen: Mit unbedachter, unverblümter Kritik verfehlen Sie Ihr Ziel, Ihr Teammitglied blockt ab und Sie verlieren sein Vertrauen. Richtige Kritikgespräche finden dann statt, wenn Sie Feedback geben, anstatt zu kritisieren. Der Unterschied ist elementar: Da Sie so eher Stellung beziehen statt zu tadeln, erzeugen Sie weder Druck noch machen Sie Ihrem Gegenüber Vorwürfe.

Gerade bei Kritikgesprächen bei Lehrern werten Sie den Kollegen durch eine Feedbackgabe nicht ab, sondern bemühen sich um Verständnis und versuchen, das Problem miteinander zu lösen. So schaffen Sie nicht nur eine gemeinsame Basis für ein erfolgreiches Kritikgespräch, sondern leisten zusätzlich Hilfe zur Selbsthilfe. In Kombination mit einem charmanten Auftreten wird so aus einer zunächst unangenehm anmutenden Unterredung ein richtiges Kritikgespräch, aus dem tatsächliche Veränderungen hervorgehen.

Ein konkretes Beispiel für Kritikgespräche bei Lehrern: Sie haben den Unterricht eines Kollegen besucht und möchten einige Anmerkungen zur Verbesserung seines Unterrichtsstils anbringen. Führen Sie das Kritikgespräch sachlich-charmant, bleibt Ihr Mitarbeiter offen für Ihre Anregungen und setzt die von Ihnen vorgeschlagenen Änderungen um. Der folgende Leitfaden Kritikgespräch liefert Ihnen weitere Tipps für erfolgreiche Kritikgespräche bei Lehrern.

Leitfaden: 7 Tipps für ein erfolgreiches Kritikgespräch

1. Tipp: Kritikgespräche werden so zeitnah wie möglich geführt.
Nicht: „Übrigens, Ihre Stunde hat mir gar nicht gefallen. Bei Gelegenheit sollten wir mal über die Details reden.“
Besser: „Ihre Meinung ist mir wichtig. Deshalb würde ich Sie gerne gleich nach der Stunde sprechen. Dann können wir uns über den Unterricht austauschen. Ich hoffe, es ist nicht zu anstrengend für Sie.“

2. Tipp: Erfolgreiche Kritikgespräche bewerten nicht, sondern beschreiben.
Nicht: „Die Schüler haben nichts kapiert. Diese ganze Phase war für die Katz.“
Besser: „Ich hatte den Eindruck, Sie wollten die Schüler ganz besonders fordern. Doch die Schüler in der letzten Reihe haben ihr Arbeitsblatt nur sehr lückenhaft ausgefüllt und versuchten, Hilfe beim Nachbarn zu bekommen. Vielleicht waren die Beispiele zu kompliziert?“

3. Tipp: Erfolgreiche Kritikgespräche trennen Gefühle und Tatsachen.
Nicht: „Die vielen Overheadfolien waren wirklich nervig.“
Besser: „Sie waren sehr fleißig und haben sich große Mühe mit den Overheadfolien gemacht. Leider habe ich nach der 6. abgeschaltet, und auch die Schüler wurden zunehmend unaufmerksam und unruhig. Es waren offensichtlich zu viele innerhalb dieses kurzen Zeitraums.“

4. Tipp: Richtige Kritikgespräche sind konkret und nicht allgemein.
Nicht: „Sie hatten die Klasse teilweise überhaupt nicht im Griff.“
Besser: „Ihre Geduld und Großzügigkeit scheinen unerschöpflich. Ich habe beobachtet, dass einige Schüler Comics gelesen haben, mehrere befolgten Ihre Arbeitsanweisungen nicht. Sie haben darauf nicht reagiert. Doch die Voraussetzung zum Lernen ist Disziplin. Ich möchte mich mit Ihnen darüber unterhalten, wie Sie diese Voraussetzungen schaffen können.“

5. Tipp: Kritikgespräche bei Lehrern fragen nach Lösungen statt nach Ratschlägen.
Nicht: „Sie kommen nächste Woche mal in meine Klasse. Ich zeige Ihnen, wie man das macht.“
Besser: „Ich kenne Sie als kreativen Kollegen. Sie haben sicher eine Idee, was Sie da tun könnten? Sie können auch gerne bei mir hospitieren, wenn Sie möchten.“

6. Tipp: Richtige Kritikgespräche ermöglichen es, das Gesicht zu wahren.
Nicht: „Das ist doch Unsinn. Sie hatten wirklich genug Zeit zur Vorbereitung.“
Besser: „Möglicherweise lag es an der knappen Zeit für die Vorbereitung, wie Sie sagen. Andererseits ist der Unterricht das Produkt mehrerer Faktoren. Lassen Sie uns auch andere Gründe in Betracht ziehen. Ziel ist ja, dass Ihre Schüler besser lernen und Sie sich gut fühlen.“

7. Tipp: Ein erfolgreiches Kritikgespräch führen heißt zuhören, nicht vorschreiben.
Kritisieren mit Charme meint nicht, dass Sie Ihre Aussage verwässern.
Vielmehr realisieren Sie damit den Grundsatz: „Man muss dem anderen die Wahrheit nicht wie einen nassen Waschlappen um die Ohren hauen, sondern sie ihm so anbieten, dass er wie in einen Mantel hineinschlüpfen kann.“

Noch mehr Wissenswertes zum Thema "Kritikgespräche erfolgreich führen"


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