Kooperatives Lernen – ein Gewinn nicht nur für Ihre Schüler mit Migrationshintergrund

07.11.2018

An unseren Schulen befinden sich immer mehr Schüler mit Migrationshintergrund. Sie sitzen mit Sprach-, Lese- und Verständnisschwierigkeiten in unserem Unterricht.

Diese Schüler erhalten oft Sprachförderung an der eigenen Schule oder im Verbund mit anderen Schulen. Dies sind aber nur wenige Stunden. Ansonsten sind diese Schüler Teil Ihrer Klassen und „müssen“ dort integriert und schulisch gefördert werden. Dies können Ihre Lehr­kräfte allein kaum leisten.

Deshalb haben wir an unserer Schule vermehrt die Methode des kooperativen Lernens genutzt. Dies ist eine gute Möglichkeit – auch in Ihrem Unterricht.

Klassische Formen des kooperativen Lernens finden eher in
offenen Unter­richtsformen wie Stationenlernen, Ta­ges- und Wochenplan etc.
statt. Holen Sie Ihre Lehrkräfte mit ins Boot und unterstützen Sie so aktiv die
Integrati­on von Schülern mit Migrationshinter­grund im Unterricht.

Kooperatives Lernen
zur Unterstützung von Schülern mit Migrationshintergrund

Im Folgenden lesen Sie, wie Sie Schritt für Schritt die
Methode des kooperati­ven Lernens nutzen, um insbesondere die Schüler mit
Migrationshintergrund im Unterricht zu unterstützen.

Schritt 1: Einladung
zur pädagogi­schen Konferenz

Laden Sie Ihre Kollegen zu einer päd­agogischen Konferenz
mit dem Thema „Kooperatives Lernen – Möglichkeiten der Unterstützung unserer
Schüler mit Migrationshintergrund“ ein.

Schritt 2: Einführung
in die pädagogische Konferenz

Beispiel-Einführung: Unsere Schüler mit Migrationshintergrund besuchen überwiegend mit Sprach-, Lese- und Verständnisschwierigkeiten unseren Un­terricht. Sie brauchen deshalb eine ge­zielte Unterstützung. Dies können wir als Lehrer trotz aller Möglichkeiten der Differenzierung nicht immer hinreichend leisten.

Deshalb sollten wir diese Schüler in unserem Unterricht im Sinne eines ko­operativen Lernens stärker unterstützen. Durch ein gegenseitiges Unterstützen und Ergänzen in einer (Klein-)Gruppe oder einem Lerntandem können wir das Ziel der aktiven Sprachunterstützung errei­chen.

Für Schüler mit Sprachschwierig­keiten ist es dabei wichtig, dass sie erken­nen, dass sich jeder von ihnen mit seinen individuellen Möglichkeiten im Rahmen kooperativer Prozesse einbringen kann. Die Erfahrung des kooperativen Lernens wird dazu führen, dass viele Schüler in dieser Lernform die Barriere der Sprach­schwierigkeiten überwinden.

Schritt 3:
Schreibkonferenz

An Gruppentischen liegen Plakate mit der Aufschrift
„Kooperatives Lernen für Schüler mit Migrationshintergrund – Chancen,
Möglichkeiten, Bedenken“ aus. Die jeweilige Gruppe notiert ihre Gedanken dazu
und stellt anschließend ihre Ergebnisse kurz vor.

Schritt 4: Formen des
kooperativen Lernens kennenlernen

Kooperatives Arbeiten mit Schülern mit Migrationshintergrund
muss – vor allem, wenn es bisher an Ihrer Schule nicht praktiziert wurde –
vorbereitet und z. B. im Rahmen des Methoden­trainings mit allen Schülern in
der Klas­se geübt werden. Damit Ihre Kollegen Anregungen erhalten, wie sie dies
in der Klasse umsetzen können, organisieren Sie 3 Stationen.

Station 1:
Kooperatives Lernen – Partner- und Gruppenarbeit

Damit eine Lerngruppe Erfolg haben kann, sollte sich jeder
einzelne Schüler nach seinen Möglichkeiten erfolgreich einbringen können. Jeder
Schüler sollte innerhalb der Partner- und Gruppen­arbeit seine Aufgaben
erfüllen, gleich­zeitig aber dafür sorgen, dass die ande­ren Gruppenmitglieder
(besonders die Schüler mit Migrationshintergrund) ebenso ihre Aufgaben
erledigen kön­nen.

Methodische
Unterstützungsmöglich­keiten durch Ihre Lehrkräfte:

  • Ich setze die Gruppe so zusammen, dass eine
    erfolgreiche Zusammen­arbeit gewährleistet ist. Schüler mit
    Sprachschwierigkeiten werden auf die Gruppen verteilt, die leichtere Aufgaben
    bekommen.
  • Ich wähle die Aufgabe so, dass sie für die
    Lerngruppe weder eine Un­terforderung noch eine Überforde­rung darstellt. Für
    die Schüler mit Sprachschwierigkeiten reduziere ich den Text und stelle z. B.
    zusätzliches Bildmaterial zur Verfügung.
  • Ich übe mit den Schülern die Vor­gehensweisen in
    der Gruppenarbeit ein:

Leitfaden für die
Schüler (Beispiel für die Gruppenarbeit)

  • Wählt einen Gruppensprecher.
  • Bestimmt einen Paten für das sprachschwacheKind.
  • Der Gruppensprecher liest die Ar­beitsaufträgevor.
  • Die Arbeitsaufträge werden inhalt­lichbesprochen, und ihr legt fest, wer was übernimmt und wer mit wemzusammenarbeitet. (Der Pate arbeitet mit dem Migrationsschüler und spricht mitihm den Arbeitsauf­trag noch einmal durch.)
  • Die Ergebnisse werden in der Grup­pe besprochen,vor allem, wenn ihr arbeitsteilig gearbeitet habt.
  • Legt fest, wie ihr eure Ergebnisse do­kumentierenwollt: auf der Grundla­ge der Vorgabe eures Lehrers, oder falls diese nicht gegebenist, ent­scheidet ihr selbstständig darüber. (Der Pate beachtet, dass seinemMitschüler eine Dokumentation sprachlich schwerfällt.)
  • Wählt aus der Gruppe aus, wer eure Ergebnissevorstellt. (Beachtet dabei, ob der Migrationsschüler hierbei eine Aufgabeübernehmen kann.)

Arbeitsauftrag:

  • Welche methodischen Unterstüt­zungsmöglichkeiten
    können wir bei dem Einüben von einer solchen Gruppenarbeit anbieten?
  • Welche konkreten Unterstützungen für
    Migrationsschüler können wir als Lehrer in der Aufgabenstellung geben?
    (Formulierung, Textreduzie­rung, Bildmaterial ….)

Station 2:
Kooperatives Lernen – Lerntandem

Die Schüler (sprachstarker Schüler/ Migrationsschüler)
arbeiten hier über einen längeren Zeitraum (Projekt, Übungszirkel,
Unterrichtseinheit), der vom Lehrer festgelegt wird, in einem Lerntandem
zusammen. Ein sprach­starker Schüler wird einem Migrati­onsschüler zugeordnet.
Hier bilden die Schüler eine Lernpartnerschaft, bei der das sprachschwache Kind
kontinuier­lich Unterstützung (Vorlesen, Erklären, Bilder zeigen, Aufschreiben
…) durch das sprachstarke Kind erhält.

Methodische
Unterstützungsmöglich­keiten durch Ihre Lehrkräfte:

  • Ich setze das Lerntandem so zu­sammen, dass eine
    erfolgreiche Zu­sammenarbeit gewährleistet ist. Ein Schüler mit Sprachschwierigkeiten
    wird einem sprachstarken Schüler zugeordnet.
  • Ich wähle die Aufgabe so, dass sie für die
    Lerntandems weder eine Unterforderung noch eine Überfor­derung darstellt. Für
    die Schüler mit Sprachschwierigkeiten reduziere ich den Text und stelle z. B.
    zusätzliches Bildmaterial zur Verfügung.

Arbeitsauftrag:

  • Welche methodischen Unterstüt­zungsmöglichkeiten
    können wir bei der Einführung und dem Einüben von Lerntandems anbieten?
  • Wo sehen Sie im Unterricht sinnvol­le
    Möglichkeiten von Lerntandems im Sinne der Sprachförderung und gegenseitigen
    Unterstützung?

Station 3:
Kooperatives Lernen – Lernberater

Bei dem Einsatz von einem Lernbe­rater werden einzelne
Schüler zu Ex­perten für eine bestimmte Sache, z. B. eine Station in der
Stationenarbeit oder ein Aufgabenfeld beim Tages- oder Wochenplan. Sie erhalten
vom Lehrer Unterstützungsmaterial für sprach­schwache Schüler und haben geübt,
die Station in einfacher Sprache zu erklä­ren. Die anderen (sprachschwachen)
Schüler können bei Schwierigkeiten bei dieser Station/Aufgabe im Tagesplan den
Lernberater zu Hilfe holen, der sie dann unterstützt.

Arbeitsauftrag:
Diskutieren Sie auf der Grundlage des Textes für Ihre Schule:

  • Welche methodischen Unterstüt­zungsmöglichkeiten
    können Sie bei der Einführung und dem Einüben von Schülern als (sprachliche)
    Lern­berater anbieten?
  • Wo sehen Sie im Unterricht sinnvol­le
    Möglichkeiten von Lernberatern im Sinne der Sprachförderung und gegenseitigen
    Unterstützung?

Für den Lehrer bieten alle Formen des kooperativen Lernens
die Chance, sich ganz gezielt um einzelne (sprachschwa­che) Schüler und ihre
Bedürfnisse zu kümmern.

Station 4:
Kooperatives sprach­unterstützendes Lernen braucht Reflexion

Zu einem wirksamen kooperativen sprachfördernden Lernen
gehört die Re­flexion. Diese ist besonders zu Anfang unentbehrlich. Am
gewinnbringendsten ist dabei die Selbstreflexion der Schüler. Zur Unterstützung
der Selbstreflexion finden Sie oben auf der Seite ein Reflexi­onsblatt, das
nach Phasen kooperativen Lernens eingesetzt wird.

Arbeitsauftrag:

  • Wie beurteilen Sie die Vorlage des
    Reflexionsblattes?
  • Wo und wann sehen Sie im Unter­richt sinnvolle
    Möglichkeiten zum Einsatz des Reflexionsblattes?

Fazit: Kooperatives Lernen ist eine wichtige Methode zum gegenseitigen Lernen und Unterstützen. Hier verei­nen sich soziales und kognitives Lernen. Genau diese Möglichkeiten können für unsere sprachschwachen Schüler mit Migrationshintergrund genutzt werden.


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