Machen Sie es wie der Schiedsrichter: Gehen Sie erfolgreich gegen Unterrichtsstörungen vor

26.10.2018

Heute ist die Klasse 7 mal wieder außer Rand und Band: hohe Lautstärke, Handy-Daddeln und Füße auf dem Tisch – von Konzentration keine Rede. Die Referendarin verzweifelt. Wie soll sie nur ihre Lehrprobe schaffen?

Hier setzt Classroom Management (CRM) als Methodik für einen störungsarmen und lerneffizienten Unterricht an. Viele Schulen haben den Wert von CRM für sich erkannt und die Methodik mit Beginn ihrer Eingangsklassen eingeführt.

Wie Sie Ihr Kollegium von den CRM-Vorteilen – gerade auch bei Unterrichtsstörungen – überzeugen können, soll Ihnen das folgende Vorgehen nach der Schiedsrichter-Strategie veranschaulichen.

Das Ziel heißt: Reduzierung von Störungen und Erhöhung von echter Lernzeit. So macht das Lernen Ihren Schülern und das Lehren Ihren Lehrkräften wieder Freude. Auch Ihre Schülereltern begrüßen einen solchen Unterricht.

Scheuen Sie sich nicht davor, Ihre Lehrer dafür zu sensibilisieren, dass auch sie zur Quelle von Unterrichtsstörungen werden können, etwa wenn sie den Unterrichtsfluss im Zickzackkurs steuern, notwendige Unterrichtsmaterialien in ihrer Tasche nicht auffinden können oder sogar den Unterrichtsraum verlassen, um Kopien anzufertigen.

Solche Störungsanlässe und potenziellen Kollisionen mit der Aufsichtspflicht sollten vermieden werden.

Diese Schiedsrichter-Strategie wirkt gegen Unterrichtsstörungen

Stufe 1: Aufruf bei leichter Störung

  • Nonverbale Ebene: Raten Sie zunächst zu Präsenz- und Stoppsignalen. Die Lehrkraft zeigt Präsenz, indem sie sich hinter die störenden Schüler stellt. Effekt: Die Schüler fühlen sich bei ihrer Unterrichtsstörung gestört und stellen diese in der Regel ein. Empfehlen Sie auch den Einsatz von nonverbalen Stoppsignalen (z. B. verstärkter Blickkontakt). 
  • Verbale Ebene: Nutzen Sie die neuen Erkenntnisse pädagogischer Unterrichtsforschung von F. Thiel et al. und raten Sie Ihren Lehrern, leichten Störungen nicht zu große Bedeutung beizumessen, sondern nach mobilisierendem Aufruf den Störer schnell wieder in das laufende Unterrichtsgeschehen einzubinden, indem sie ihm sofort Aufgaben erteilen. Hier eignen sich u. a. Vorlesen, Tafelpräsentation.  
  • Wie Ihre Lehrenden die Unruhe zum Stundenbeginn meistern: Hier empfiehlt CRM die sogenannte Startaufgabe -und Agenda-Phase: Gleich zu Stundenbeginn stellt der Lehrer eine kurze Aufgabe aus dem laufenden Stoff zur schriftlichen Lösung durch die Schüler. Zeitgleich schreibt er die Agenda des Tages in nummerierter Kurzform an. Nach der Besprechung der Start-Aufgabe schreiben die Schüler die Agenda ab. So haben sie die Übersicht darüber, was an Stoff vermittelt wurde. Das hilft ihnen bei der Vorbereitung von Klassenarbeiten, und ihre Eltern wissen auch, was im Unterricht geschehen ist.

Stufe 2: Verwarnung: Gelb für den mittleren Verstoß 

  • Stört ein Schüler merklich den Lernerfolg seiner Mitschüler, ist der Zeitpunkt der Intervention gekommen. Erläutern Sie hier Ihren Lehrpersonen, was das Schulgesetz Ihres Landes an rechtlichen Erziehungsmaßnahmen vorsieht. Diese reichen – je nach Bundesland – von der vorübergehenden Wegnahme des Handys bis zur schriftlichen Benachrichtigung der Erziehungsberechtigten. Auch ein Stundenprotokoll ad hoc kann die Aufmerksamkeit des Störers wieder auf den Unterricht lenken.

Stufe 3: Platzverweis: Rot für den wiederholten oder groben Verstoß

  1. Ein solcher Störfall hat in aller Regel einen Vorlauf in Form von Ansprache und Gelben Karten. In einem derartig akuten Fall sollten Sie Ihren Lehrkräften zur Intervention mit Sanktion raten. Ansonsten laufen alle vorherigen Ermahnungen und Verwarnungen ins Leere. Schüler merken sofort, wenn Lehrer es bei leeren Ankündigungen belassen und Konsequenzen scheuen.
  2. Befolgen Sie hier unbedingt die Schiedsrichter-Maxime „KISS & DRY“: „Keep it short and simple & don’t repeat yourself“, d. h., kurze, einfache Anweisung ohne Wiederholung. Oberste Regel: Jeglichen „Showdown“ vor der Lerngruppe vermeiden, und Kritikgespräche nur unter 4 Augen führen. So vermeiden Ihre Lehrer den sogenannten Welleneffekt in Form von Solidarisierung. 

  • Das Zeigen der „Roten Karte“ zieht immer den Platzverweis nach sich. In Ihrer Schule kann das heißen: Der Schüler muss den laufenden Unterricht verlassen und wird mit einer Aufgabe und einem „Laufzettel“ zur Gegenzeichnung durch den aufnehmenden Lehrer in den Unterricht einer benachbarten Lerngruppe oder in den Trainingsraum geschickt.
  • Danach sollte ein klärendes Gespräch mit dem Schüler stattfinden. Bei erneuter „Entsendung“ ist die Zeit für eine Ordnungsmaßnahme gekommen, wenn Ihre Lehrkräfte die rechtlich vorgesehenen Erziehungsmittel ausgeschöpft haben.

Diese Professionalität müssen Ihre Lehrer haben, damit CRM ein Garant für den Unterrichtserfolg wird:

  1. Alle Strategien umsetzen und gerade bei erforderlicher Sanktion nicht „umfallen“. 
  2. Die Einführung von CRM (möglichst ab Eingangsklasse) und dessen konsequente Umsetzung erfordert v. a. von den Lehrkräften Selbstdisziplin. CRM ist etwas für Langstreckenläufer.


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