In allen Bundesländern hat die frühe Sprachförderung durch sogenannte „Vorkurse“ im Kindergarten einen hohen Stellenwert. Bauen Sie beim Schuleintritt auf dieser Basis auf und führen Sie die Sprachförderung mit hoher Priorität fort. Denn Kinder nicht deutscher Muttersprache sowie deutsche Kinder aus einem anregungsarmen Milieu brauchen in der Eingangsstufe auch weiterhin eine umfassende sprachliche Förderung.
Thematisieren Sie diesen Grundsatz im Stufenteam der 1. und 2. Klassen. Regen Sie den Austausch von Arbeitsmaterialien, Spielen und Unterrichtskonzepten sowie kollegiale Hospitation an. Geben Sie die folgenden 7 Tipps an Ihre Lehrkräfte weiter.
Sprechen Sie deutlich, mit lebendiger Sprachmelodie und langsam. Formulieren Sie Ihre Aufträge kurz. Sie dürfen nur einen Schritt enthalten. Reflektieren Sie, ob Ihre Schüler alle Ihre gebrauchten Wörter verstehen, z . B. „Verwen- de ….“ oder „Ergänze …“. Gebrauchen Sie zunächst stattdessen Wörter, die auch Kindern mit Migrationshintergrund aus dem Alltag bekannt sind, z. B. „Schreibe ….“ oder „Nimm …“.
Vergewissern Sie sich, dass Ihre Anweisung von den Kindern verstanden wurde, bevor sie mit dem Arbeiten loslegen. Lassen Sie den Auftrag von einigen Schülern wiederholen. Geben Sie erst danach das Startzeichen zum Arbeiten.
Für Kinder mit Sprachrückständen sind visuelle Veranschaulichungen oder Symbole wertvolle Übersetzungshilfen für das Verständnis von Begriffen und Zusammenhängen. Oft dienen sie auch als Anker für das Langzeitgedächtnis.
Kinder mit sprachlichen Rückständen, insbesondere Kinder mit nicht deutscher Muttersprache bewegen sich oft in so genannten Sprachdomänen. Viele Wörter, die beim Lesen-, Schreiben-und Rechnen lernen auftauchen, sind ihnen unbekannt. Führen Sie deshalb die Szenerien, die in Ihrem Lehrwerk oder auf dem selbst gestalteten Übungsblatt vorkommen, mit einer umfassenden Wortschatzarbeit ein.
Lassen Sie grammatikalisch falsche Sätze nicht im Raum stehen. Ignorieren Sie den Fehler aber auch nicht. Bauen Sie den korrigierten Satz in Ihre Antwort ein. Wenn beispielsweise ein Kind sagt: „Mama nicht zu Hause ist.“ Antworten Sie: „Das stimmt. Deine Mama ist noch nicht zu Hause.“
Für manche Ihrer Schulanfänger müssen Sie besonders viel Geduld aufbringen, wenn Sie sie aufrufen oder auf sie im Rahmen eines sonstigen Gesprächs eingehen. Haben Sie Geduld, wenn es etwas länger dauert, bis das Kind sein Anliegen kundgetan hat. Es lohnt sich, zuzuhören und ihm damit Wertschätzung und Ermutigung für weitere Erklärungen entgegenzubringen.
Sind unter Ihren Erstklässlern besonders viele Kinder mit Migrationshintergrund, sorgen Sie dafür, dass Sie von der Schulbehörde zusätzliche Sprachförderstunden (DAZ) genehmigt bekommen. Beobachten Sie bei einem deutschen Schüler einen auffälligen Sprachentwicklungsrückstand, schalten Sie z. B. den „mobilen Sonderpädagogischen Dienst Sprache“ ein. Durch diesen Kollegen erhalten Sie auch regelmäßig Informationen über die Sprachstandsdiagnose. Oder empfehlen Sie den Eltern, einen Logopäden aufzusuchen.
Fazit: Die Förderung der mündlichen Sprache und der Schriftspracherwerb gehen Hand in Hand.
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