Eine Mutter beschwert sich am Telefon lautstark über die Behandlung ihres 9-jährigen Sohnes. Er würde auf dem Pausenhof dauernd gemobbt. Da sei ihm schließlich nichts anderes übrig geblieben, als sich zu verteidigen. Anstatt dass ihm die Lehrer zu Hilfe gekommen seien, stünde er nun als Raufbold da und werde als aggressiv bezeichnet. Sie verlange Schadensersatz für die kaputte Jacke und eine Entschuldigung von der Schule. – Ähnliche Vorfälle kennen Sie sicher aus Ihrer Praxis.
Laden Sie die Eltern zu einem Gespräch ein
Erregte Eltern sind am Telefon oft nur schwer zu beruhigen. Erst recht lässt sich das angesprochene Problem nicht auf die Schnelle lösen. Vielmehr ist die Gefahr groß, dass sich durch eine Spirale von Angriff und Verteidigung die Fronten verhärten. Vereinbaren Sie deshalb auf jeden Fall einen Termin für ein ausführliches Gespräch. Auch wenn Ihr Terminkalender schon recht voll ist – für solche Notfälle sollten Sie immer Pufferzeit vorgesehen haben. Auch ein Termin um 7.00 Uhr morgens kann ein geeigneter Zeitpunkt für ein Elterngespräch sein.
Bereiten Sie sich auf das Konflikt-Gespräch vor
Kommt ein Konflikt-Gespräch auf Sie zu, verhilft Ihnen eine umfassende Vorbereitung zu einer klaren Sicht des Konfliktanlasses und zu einer souveränen Leitung des Gesprächs:
1. Schritt: Eröffnen Sie das Gespräch
Nennen Sie den Anlass und das formale Gesprächsziel, z. B.: „Schön, dass wir einen gemeinsamen Termin gefunden haben, um über den Vorfall auf dem Pausenhof zu sprechen.“ Signalisieren Sie den Eltern Vertrauen und Offenheit, indem Sie z. B. betonen, dass auch Ihnen die Klärung sehr am Herzen liegt. Sprechen Sie den vorgesehenen Ablauf und den zeitlichen Rahmen an. So können sich die Eltern darauf einstellen, was auf sie zukommt und wie viel Zeit dafür zur Verfügung steht.
2. Schritt: Klären Sie den Sachverhalt
Um das Gespräch von der Konfliktebene mit Anschuldigungen und Vorwürfen auf eine sachliche Ebene zu lenken, sind 2 Dinge entscheidend: Lassen Sie einerseits die Eltern selbst zu Wort kommen. Geben Sie dabei Gelegenheit, ihren Ärger auszudrücken. Hören Sie in dieser Phase vor allem zu und fragen Sie bei Unklarheiten nach. Stellen Sie andererseits die Sicht der Schule dar, so dass der subjektive Eindruck der Eltern relativiert wird. Fassen Sie die Beschreibung der Eltern beispielsweise mit den Worten zusammen: „So sieht es aus Sicht Ihres Kindes aus. Von der Lehrerin, die Pausenaufsicht hatte, erhielt ich folgenden Bericht: …“ Mit dieser sachlichen Gegenüberstellung der Situationsschilderungen schaffen Sie die Basis dafür, dass auch die Eltern zuhören können.
3. Schritt: Legen Sie das Ziel fest
Häufig stellt sich der aktuelle Gesprächsanlass nur als „Aufhänger“ für ein weit größeres Problem dar. Bei dem geschilderten Fall könnte es sich z. B. darum drehen, wie der Junge Freunde findet oder besser in die Klassengemeinschaft integriert werden kann. Leiten Sie deshalb vom konkreten Anlass auf die dahinterliegende Problematik über. Formulieren Sie deren Lösung als Zielsetzung des Gesprächs.
4. Schritt: Finden Sie gemeinsam Lösungen
Sammeln Sie gemeinsam Ideen für die Bewältigung des Problems. Zeigen Sie auf, was die Schule dazu beiträgt. Fragen Sie die Eltern danach, wie sie selbst die soziale Entwicklung des Kindes zu Hause fördern können. Geben Sie dazu bei Bedarf auch Anregungen mit, z. B. in Bezug auf Freizeitgestaltung oder Konsequenz in der Erziehung. Treffen Sie Vereinbarungen. Sprechen Sie konkrete Veränderungen ab. Halten Sie diese möglichst schriftlich fest. Lesen Sie sie noch einmal vor, damit sie für beide Gesprächspartner eindeutig sind. Unterschreiben Sie beide.
5. Schritt: Fassen Sie das Ergebnis zusammen
Schließen Sie das Gespräch mit dem Ausblick darauf ab, wie die Kooperation zwischen Eltern und Schule fortgesetzt werden kann, z. B. durch den Besuch der Elternsprechstunde bei der Klassenlehrkraft nach einem Vierteljahr. Dabei wird auf die Wirksamkeit der vereinbarten Hilfen für die Entwicklung des Schülers zurückgeblickt und über das weitere Vorgehen reflektiert.
Fazit: Elternbeschwerden – häufig mit vielen Emotionen beladen – gehören zum Alltag eines Schulleiters. Werden Sie durch die überlegte Vorbereitung und bewusste Strukturierung Profi für eine kooperative Gesprächsführung!
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