Jeder Schüler hat Stärken und Schwächen. Ein guter Lehrer weiß das. Daher beleuchtet er im Beratungsgespräch
beide Seiten der Leistungsmedaille. So vermitteln Sie Ihren Lehrkräften die richtige Einstellung.
Viele Schulen haben junge Kollegien, darunter Lehramtsanwärter mit bedarfsdeckendem Unterricht. Beim 1. Elternsprechtag herrscht bei den jungen Kollegen große Unsicherheit. Informieren Sie daher Ihr Kollegium gründlich und warnen Sie vor diesen 3 Fallen:
Das Kerngeschäft von Lehrkräften am Elternsprechtag besteht aus Information und Beratung zum Leistungsstand ihrer Schüler und Schülerinnen. Der Lehrer sollte dabei die bisherige Leistungsbewertung sachlich und pädagogisch begründen. Auf die Lerndiagnose folgt im Einzelfall eine Beratung zu Möglichkeiten der Leistungsfestigung oder -steigerung.
Je nach Art der Informationsübermittlung kommt die Diagnose bei Eltern leistungsschwächerer Schüler oft einem vernichtenden Urteil gleich. Auch die empfohlenen Maßnahmen zur Leistungsoptimierung werden nicht selten als eine endlos quälende Wüstenwanderung empfunden.
Wenn das Gespräch mit den Eltern ausschließlich in Richtung Leistungsschwächen verläuft, ist der Lehrer in die Defizitfalle getappt. Als professioneller Fehlerforscher hat er nur die Leistungsdefizite seiner Schüler im Blick.
Ihre positiven Leistungen wie Teamfähigkeit, Aufmerksamkeit und Fleiß blendet er völlig aus. Eltern empfinden diese Defizitorientierung als Kränkung und als Mangel an Anerkennung ihrer erzieherischen Leistung. Dadurch wird gegenseitiges Vertrauen torpediert, und genau das sollten Sie vermeiden.
Seit jeher verstehen sich Schüler darauf, ihren Eltern unangenehme Schulnachrichten zu verschweigen oder verfremdet weiterzuleiten. Eltern vertrauen naturgemäß den Berichten ihrer Kinder; schließlich sind sie ja auch im Unterricht nicht anwesend. Dieses Informationsmonopol hat für Schüler eine wichtige Schutz- und Schonfunktion – allerdings nur bis zum nächsten Elternsprechtag!
Wenn eine Mutter am Elternsprechtag die angeblich längst überfällige Korrektur Ihrer Mathematikarbeit anmahnt, sollte das Wort „Informationsmonopol“ in Ihren Ohren klingeln. Bleiben Sie freundlich und sachlich. Entgegnen Sie: „Ich glaube, hier liegt ein Irrtum vor.“
Greifen Sie zu den bereitgelegten Klassenarbeitsheften für Mathematik, und zeigen Sie der Mutter die korrigierte Arbeit ihres Kindes. Als Erwachsene sollten Sie beide aus solchen fake news keinen Aufstand machen.
Laden Sie grundsätzlich Eltern und ihre Kinder gemeinsam zum Sprechtag ein. Beziehen Sie Ihre Schüler aktiv in das Beratungsgespräch ein. Versichern Sie sich, dass Schüler und Eltern Ihre Beratungsergebnisse verstanden haben.
Die Gefahr, in die Emotionsfalle zu geraten, gilt für alle Entscheidungsträger. Findet man den Ansprechpartner sympathisch und wird der Pfad der Sachorientierung verlassen, werden oft vorschnelle Zusagen gemacht.
Nicht selten hat es der Gesprächspartner gerade darauf angelegt. Und fast immer bereut man im Nachhinein solche emotionalen Aussagen. Am Sprechtag kann es zu vorschnellen Zusicherungen kommen, wie: „Ja, ja, Ihr Marius kriegt wohl noch eine 3.“ Und was, wenn die nächste Klassenarbeit „mangelhaft“ ist?
Orientieren Sie sich an Ihren Aufgaben: Lerndiagnose und Beratung. Bleiben Sie neutral und vermeiden Sie vorschnelle emotionale „Koalitionen“ und konkrete Notenzusagen.
Nehmen Sie keine Geschenke für Ihre „großzügige Benotung“ an! Lassen Sie sich nicht von Eltern zu Veranstaltungen wie Konzerten oder Vernissagen einladen! Sie machen sich sonst der Vorteilsnahme im Amt schuldig. Informieren Sie in solchen Fällen unbedingt Ihre Schulleitung!
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