04.04.2016
In einer deutschen Grundschulklasse haben im Durchschnitt ca. 40 % der Kinder Schwierigkeiten mit dem Lesen oder der Rechtschreibung. Etwa ein Viertel dieser Schüler hat eine diagnostizierte Lese-Rechtschreibschwäche (LRS). Hier erfahren Sie, worauf Sie besonders achten sollten, um LRS zu erkennen.
Man geht heute nicht mehr davon aus, dass Schüler, die von einer Lese-Rechtschreibschwäche betroffen sind, typische Fehler machen, die von anderen Schülern nicht begangen werden. Jeder Fehlertyp, den Sie bei Kindern mit LRS beobachten, tritt auch bei Schülern auf, deren Entwicklung im Bereich der Schriftsprache unauffällig verläuft. Allerdings ist die Fehlerdichte bei Kindern mit LRS deutlich höher.
Im Bereich Schreiben fallen bei Schülern mit einer Lese-Rechtschreibschwäche folgende Punkte auf:
- Hohe Fehlerquote: LRS führt zu einer deutlich erhöhten Fehlerquote im Vergleich zu nicht betroffenen Schülern, z. B. beim Diktat oder beim Abschreiben.
- Arbeitstempo: Schüler mit LRS arbeiten stark verlangsamt. Das kann dazu führen, dass sie erheblich länger an einer Aufgabe sitzen als ihre Klassenkameraden. Dies wiederum führt schnell zu einer frustrierten Arbeitshaltung und zu Schwierigkeiten, mit der Arbeit überhaupt erst zu beginnen.
- Verwechslungen: Schüler mit LRS verwechseln ähnlich aussehende Buchstaben, z. B. „dunt“ statt „bunt“. Oft geschieht dies auch bei ähnlichen Lauten, z. B. „kroß“ statt „groß“.
- Auslassungen: Schüler mit LRS lassen einzelne Buchstaben (z. B. „Stif“ statt „Stift“; „Blme“ statt „Blume“), einzelne Wortteile (z. B. „Gestern ging ich zum Fuß/ball/“) oder ganze Wörter aus (z. B. „Heute habe Geburtstag.“).
- Vertauschen: Die Buchstabenreihenfolge wird nicht eingehalten oder einzelne Buchstaben werden ausgelassen.
- Vernachlässigung der Rechtschreibstrategien: Erlernte und geübte Rechtschreibstrategien wie beispielsweise „doppelter Mitlaut“ („Kamer“ statt „Kammer“), „Verlängern“ („kald“ statt „kalt „kalte“), „Wortfamilie“ („Welder“ statt „Wald Wälder“), „Wortbausteine“ („veraten“ statt „verraten“) werden nicht beachtet.
Im Bereich Lesen fallen bei Schülern mit einer Lese-Rechtschreibschwäche folgende Punkte auf:
- Vorlesen: Schüler mit Lese-Rechtschreibschwäche neigen dazu, sich beim Vorlesen häufi ger zu „verlesen“ und sich vielfach selbst zu korrigieren.
- Sinnerfassung: Es ist zu beobachten, dass LRS-Schüler nach dem mühevollen Erlesen der ersten Buchstaben den Rest des Wortes falsch antizipieren, was auf eine mangelnde Erfassung des Gesamtzusammenhangs zurückzuführen ist. Achtung: Dies gilt auch für Textaufgaben in Mathematik.
- Lesetempo: Die Geschwindigkeit des leisen und lauten Lesens ist stark verlangsamt, selten fl üssig und oftmalig durch Ablenkung stark unterbrochen.
- Wort-Lesen: Wörter werden häufig mühevoll silbenweise entziffert, ohne dass der Sinn des Wortes letztendlich erkannt wird.
- Satz- und Textlesen: Auch auf diesen Ebenen ist das Lesen für Schüler mit LRS meist beschwerlich und verläuft selten flüssig.
Übersicht: Mögliche Symptome in anderen Bereichen bei LRS-Verdacht