Die 2 Formen von Wut im Klassenzimmer – so lernen Sie, diese zu unterscheiden

02.01.2019

Theo kocht vor Wut. Sein Vorschlag bei der Gruppenarbeit wurde abgelehnt. Er springt auf und schnappt sich  Lillys Schultasche. Schneller, als seine Mitschüler gucken können, leert er den Ranzen kopfüber aus.

Danach knallt er ihn auf den Boden und beginnt, darauf herumzuspringen. Seine Lehrerin ist im 1. Moment so überrascht, dass sie auf Theos Wut gar nicht reagiert. Ihn im Anschluss zu bestrafen hat auch die letzten Male nicht geholfen. Sie ist ratlos.

Zeigt Ihr Schüler sich wütend, können Sie sicher sein:Hinter diesem Verhalten steckt ein Grund. In der Regel handelt es sich um impulsive oder funktionale Wut. Viele Kinder reagieren auf Enttäuschung mit massiven impulsiven Wutausbrüchen.



Andere haben ein ungünstiges Verhalten erlernt: Sie instrumentalisieren ihre Wut, um Ziele zu erreichen. Lernen Sie,diese Formen von Wut zu unterscheiden, und reagieren Sie entsprechend darauf.

Diese Hintergründe sollten Sie kennen

Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Wut fallen häufig erst in der Schule deutlich auf. Doch die Ursachen dafür liegen oft schon Jahre zurück:

Es ist möglich, dass Ihr Schüler keine Frustration kennt

Wenn Ihrem Schüler ein Vorhaben nicht gelingt, kann das Gefühl von Enttäuschung und Frustration aufkommen. Betroffen sind häufig überbehütet aufgewachsene Kinder. Ihre Eltern haben vielleicht lange versucht,sie vor diesem Gefühl zu schützen. Oft haben sie im Kleinkindalter nicht gelernt,angemessen auf Frustration zu reagieren. „Ist der Turm mit Bauklötzen erneut eingestürzt? Mami hilft dir!“ – So oder ähnlich haben viele Kinder zu Hause gespielt. Sie haben gelernt: „Wenn ich es nicht schaffe, muss Mami mir helfen. Ich schaffe das ja eh nicht allein. Sie sorgt dafür, dass mir alles gelingt.“

Dies hat negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl der Kinder. Sie erlernen eine gewisse Hilflosigkeit und Abhängigkeit von den Eltern. Bei manchen Kindern führt diese Lernerfahrung dazu, dass sie lernen, von der Funktion von Wut für sich Gebrauch zu machen.

Es ist möglich, dass Ihr Schüler zu viel Frustration erlebt hat

Ein ähnliches Phänomen tritt auf bei Kindern, deren Grundbedürfnisse (Essen, Schlafen, Pflege) nicht entsprechend befriedigt worden sind. Meist haben sie von den Eltern zu wenig Ermutigung erfahren. Wer im frühen Kindesalter zu häufig auf sich allein gestellt war, hat vermutlich auch gelernt: „Meine Bedürfnisse interessieren niemanden. Ich muss mich stärker bemerkbar machen.“ Dies kann später zu auffälligem Verhalten in der Schule führen:

  • massive Regelbrüche
  • körperliches Durchsetzen bei Konflikten
  • Neigung zur Gewalt

Unterscheiden Sie die Ursachen von Wut

Wut ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes: Es ist eine Emotion, die ein Mensch spüren darf. Schwierigkeiten bereitet Wut dann,

  • wenn sie nicht den richtigen Kanal findet, um sich Luft zu verschaffen,
  • oder bereits als Mittel zum Zweck Einsatz findet.

Reagiert einer Ihrer Schüler wütend, weil sein Vorschlag sich nicht durchsetzen kann oder ihm etwas nicht auf Anhieb gelingt: Beobachten Sie, wie sich das Kind weiter verhält. Schreiten Sie nur ein, wenn das Kind droht, fremdes Eigentum zu zerstören oder gar andere Kinder oder sich selbst zu verletzen. So helfen Sie, seine Frustrationstoleranz zu erweitern.

1. Impulsive Wut

Wenn einer Ihrer Schüler zu impulsiven Wutausbrüchen neigt,fehlt es ihm an Strategien, diese zu kanalisieren. Er weiß nicht, wie er mit diesem Gefühl fertig werden soll. Sie erkennen diese Form von Wut an den folgenden Merkmalen:

  • sich schnell verändernder Erregungszustand
  • Kind wirkt verzweifelt und hilflos
  • wendet sich nach dem Wutausbruch meist von
    anderen ab
  • zieht sich danach eher zurück

Wie Sie reagieren sollten:

Sie können einen angemessenen Umgang mit Wut trainieren. Das entsprechende Stichwort an dieser Stelle heißt: Selbstregulation. Arbeiten Sie mit Ihrem Schüler intensiv daran zu reflektieren. Suchen Sie gemeinsam nach alternativen Handlungsmöglichkeiten. Hier sind einige Möglichkeiten, die Sie Ihrem Schüler anbieten können:

  • 5-mal tief durchatmen
  • Versuchen, die Wand „wegzuschieben“
  • 10 Hampelmänner machen
  • eine Minute Seilspringen
  • auf dem Hammerbrett einige Nägel versenken
  • die Fäuste ballen und wieder entspannen
  • in die eigenen Hände pusten
  • einen Luftballon aufpusten
  • einen kalten Waschlappen auf die Stirn legen
  • eine Yoga-Pose durchführen
  • langsam 5 Schlucke Wasser trinken
  • einen Mutmach-Spruch lesen und kurz darüber nachdenken (Poster an der Wand) (Beispiele:http://www.selbstbewusstsein-staerken. net/zitate/)
  • auf einem Wimmelbild an der Wand einen bestimmten Gegenstand suchen
  • sich 5 Minuten in die Leseecke verziehen

Richten Sie in Ihrem Klassenzimmer eine Ecke mit den nötigen Materialien ein. Ziel ist es: Ihr Schüler soll erkennen, dass er wütend wird.Doch bevor diese Wut ihn „übermannt“, reagiert er selbständig auf dieses Gefühl: Er zieht sich in die Funktionsecke zurück, um sich in dieser Situation selbst zu regulieren. Dazu wendet er eine der Strategien zur Kanalisation an,die Sie mit ihm eingeübt haben.

2. Funktionale Wut:

Hat Ihr Schüler gelernt, Wutausbrüche gezielt einzusetzen,instrumentalisiert er diese. Er setzt Wut förmlich als Werkzeug ein, um Ziele zu erreichen:

  • recht bekommen
  • Willen durchsetzen
  • Aufmerksamkeit erlangen
  • ein Problem verursachen

Meist erkennen Sie funktionale Wut daran …

  • … dass das Kind sich nicht vom Geschehen abwendet.
  • … dass die Wut langsam steigt.
  • … dass es für ihren Schüler dabei mehrere Gelegenheit gegeben hätte, eine Strategie zur Kanalisation anzuwenden, er sie aber nicht nutzt
  • … die Wut sich häufig auf unmittelbar involvierte Personen oder Gegenstände richtet.
  • … der Schüler danach eine Reaktion der anderen erwartet.

Wie Sie reagieren sollten:

In diesem Fall braucht Ihr Schüler psychologische Unterstützung, um ein angemesseneres Verhalten zu erlernen. Dies erfordert intensive Arbeit eines Experten. Bitten Sie die Eltern um Kooperation. Fragen Sie nach auftretender Wut zu Hause. Suchen Sie den Schulpsychologen auf.

Fazit: Die Wut Ihres Schülers kann verschiedene Ursachen haben

Haben Sie Ihren Schüler bei Wutausbrüchen genau im Auge. So können Sie die verschiedenen Formen von Wut besser unterscheiden und entsprechend intervenieren.


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