Interkulturelles Lernen – 6 Tipps für ein friedliches Miteinander

03.10.2018

Durch den Flüchtlingsstrom ist das Thema „Umgang mit Migration“ noch stärker in den Fokus der Schulen getreten. Nun stehen Sie vor der Aufgabe, dass Schüler verschiedener Nationen an Ihrer Schule neu aufgenommen werden und zusammen lernen sollen.

Hier sind Ihre Kollegen und Sie als Schulleiter gefordert, bewusst diese Herausforderung zu thematisieren. Nutzen Sie die folgenden Tipps, um eine Willkommenskultur zu etablieren und damit gute Bedingungen für ein tolerantes Miteinander Ihrer neuen Mitschüler zu schaffen.

Gerade im Sinne eines „Willkommens an der neuen Schule“ sind es oft viele kleine Details, die sowohl Ihren neuen Schülern als auch deren Eltern mit Mi­grationshintergrund aufzeigen können, dass sie an ihrer neuen Schule herzlich willkommen sind.

Dies beginnt bei Aus­hängen mit kultureller Vielfalt an Ihrer Schule, gemeinsamen Festen im Kultur­kreis, Sprachunterstützung der Schüler und Eltern und geht bis zur Auswahl geeigneter Schulbücher.

Sorgen Sie für ein tolerantes Klima an Ihrer Schule und schaffen Sie eine Willkommenskultur. Dies hat Signal­wirkung auf das gesamte soziale Mitei­nander an Ihrer Schule. Orientieren Sie sich an den folgenden 6 Tipps.

Tipp 1: Zeigen Sie die kulturelle Vielfalt in Ihrem Schulgebäude und dem Unterricht

Zeigen Sie Flagge

Hängen Sie z. B. Flaggen und Bilder (Hauptstädte, Währung …) aller Länder auf, aus denen Sie Schüler an Ihrer Schu­le haben. Lassen Sie von Ihren Schülern im Unterricht Ländersteckbriefe erar­beiten und hängen Sie diese dazu.

Das Ganze wird dann noch lebendiger, wenn nach und nach Fotos dazukommen, die die Schüler mit Migrationshintergrund mitbringen. So erhält der Ländersteck­brief eine persönliche Komponente.

Las­sen Sie auch diese Schüler im Unterricht immer an entsprechenden passenden Stellen im Unterricht über ihre Heimat berichten oder thematisieren Sie ihre Herkunft bewusst im Sitzkreis.

Schulbücher

Schauen Sie bei der Auswahl von Schul­büchern, ob sich in den Abbildungen und den verwendeten Namen die kul­turelle Vielfalt widerspiegelt, die es heu­te faktisch in Deutschland gibt. Hier haben viele Schulbuchverlage bereits reagiert und das Thema „Migration“ be­wusst aufgegriffen.

Tipp 2: Feiern Sie gemeinsam Feste

Dabei geht es nicht nur um altbekann­te traditionelle Feste des Jahreszyklus. Greifen Sie hier immer wieder Feste aus anderen Kulturkreisen auf, aus denen Schüler Ihrer Schule stammen. Feiern Sie diese und laden Sie dazu auch alle Eltern ein. So lernen alle Schüler und Eltern andere Kulturen näher kennen.

Bitte beachten Sie: Keinesfalls soll­ten Sie ein christliches Fest, das Sie bisher immer gefeiert haben (Weih­nachtsfeier, Ostermarkt …), durch ein Fest aus einer anderen Kultur ersetzen.

Denn diese christlichen Feste dienen dazu, dass Schüler und Eltern mit Mi­grationshintergrund die Gelegenheit bekommen, auch die Bräuche der neu­en Heimat kennenzulernen. So können Kontakte geknüpft werden und kann ein Austausch gelingen. Gerade Feste bieten eine Möglichkeit, in eine Kom­munikation einzutreten.

Tipp 3: Bieten Sie sprachliche Grundlagen an

Helfen Sie Ihren neuen Schülern und Eltern, Deutsch zu lernen. Bieten Sie Deutschkurse an und/oder vermitteln Sie Deutschkurse. Lassen Sie Paten­schaften von Schülern bilden, die den neuen Schülern im Unterricht sprachli­che Unterstützung geben.

Kooperatives Lernen

Hier können im Sinne des kooperativen Lernens feste Teams unter den Schülern gebildet werden, die den sprachschwa­chen Schülern helfen. Greifen Sie z. B. auch die Idee auf, dass Ihre deutschen Eltern Sprachkurse anbieten oder ein­zelne ältere Schüler kleinere Sprachkur­se für ihre Mitschüler geben.

Sie werden mit Sicherheit Eltern und Schüler fin­den, die dazu gern bereit sind. Sie ver­mitteln dadurch nicht nur die Hilfsbe­reitschaft Ihrer Schule, sondern leisten mit der Unterstützung zum Erlernen der deutschen Sprache einen aktiven Beitrag zur Integration.

Tipp 4: Bewusst Vorurteile abbauen

Vorurteile können sowohl positiv als auch negativ belegt sein. Geht es um Flüchtlinge oder um Migranten, dann begegnen Ihnen oft Vorurteile. Diese entstehen i. d. R. durch fehlende oder falsche Informationen, bedingt auch durch das eigene Umfeld, indem sich Ihre Schüler befinden. Unwissenheit können Sie durch die Vermittlung von Wissen entgegentreten.

Greifen Sie deshalb in Ihrem Un­terricht „typische Vorurteile“ auf und vermitteln Sie Ihren Schülern hierzu Wissen und Fakten. Binden Sie auch hier Ihre Schüler ein, die die von ih­nen vorgetragenen Fakten mit eigenen Schilderungen ergänzen. Somit wirken Sie bewusst der Stigmatisierung von bestimmten Menschen aus bestimmten Kulturkreisen entgegen.

Tipp 5: Toleranz ist wichtig

Vermitteln Sie in Ihren Klassen ein Wer­teverständnis, das die Begriffe „Gleich­berechtigung“ und „Toleranz“ in den Mittelpunkt stellt. Besonders die Rech­te von Kindern (www.kinderrechte.de) sollten Ihre Lehrkräfte im Unterricht aufgreifen.

Vermitteln Sie Ihren Schü­lern, dass couragiertes Handeln dazu­gehört, z. B. dann, wenn sie feststellen, dass ein Kind wegen seiner Hautfarbe oder Religion ausgegrenzt wird. Dann ist es wichtig, dass Ihre Schüler gelernt haben, sich einzumischen und solche Vorkommnisse auch zu melden. Üben Sie dies ganz konkret im Unterricht mit Dialogen und Rollenspielen.

Tipp 6: Interkulturelle Kompetenz vermitteln

Bringen Sie Ihren Schülern kulturelle Aspekte wie Sprache, Kleidung, Spei­sen, Bräuche sowie Natur und Lebens­raum näher. Dabei sollten Sie möglichst immer Eltern und Kinder des jeweiligen Kulturkreises mit einbeziehen. Hier­zu ein paar kurze Anregungen zu den wichtigsten interkulturellen Kompeten­zen:

Sprache: Unterschiedliche Sprachen zu sprechen kann bedeuten, dass man sich schlecht oder sogar gar nicht verstehen kann. Deshalb lernen Ihre Migranten Deutsch. Ebenso hilfreich ist es, Ihren Schülern zu vermitteln, welche schwie­rige Aufgabe es ist, eine fremde Sprache zu erlernen.

Geben Sie Einblick in die Grundlage der anderen Sprache: Durch die Selbsterfahrung dieser komplexen Aufgabe einer fremden Sprache schaf­fen Sie bei Ihren Schülern Toleranz und der Horizont wird erweitert. Lernen Sie ganz konkret ein paar Wörter der fremden Sprache. Vielleicht wird sogar das Interesse der Schüler geweckt, mehr über diese Sprache erfahren zu wollen.

Kleidung: Über die Kleidung wird meistens der 1. Eindruck von einem Menschen wahrgenommen. Eine den Schülern nicht bekannte Kleidung kann direkt ein befremdendes Gefühl aus­lösen. Auch das Wissen über religiöse Gründe für eine bestimmte Form der Kleidung fehlt den Schülern oft. Wird dieses Verständnis geschaffen, führt dies zu mehr Offenheit und verhindert eine ablehnende Haltung. Hier können Ihre Schüler mit Migrationshintergrund oder deren Eltern mit dieser Kleidung in die Schule kommen und selbst etwas dazu erzählen.

Speisen: Fremde Kulturen lassen sich mit allen Sinnen erfahren. Auch über das Essen und Trinken. Hierzu ermög­lichen Sie Ihren Schülern, mit Unter­stützung der Eltern und Kinder aus den jeweiligen Kulturen landestypische Speisen gemeinsam herzurichten, zu riechen und zu schmecken. Wichtig ist es, die Schüler darauf vorzuberei­ten, dass es kein „pfui“ oder „bäh“ gibt, sondern ein „Es schmeckt ganz anders“. Dies trägt auch zur Wertschätzung und Empathiefähigkeit bei.

Bräuche und Feste: Eine neue Kultur kennenzulernen sollte Ihren Schülern durchaus Spaß machen. Legen Sie in einem 1. Schritt einen Kalender Ihrer Klasse an, in dem Sie die Feste der Kul­turen eintragen, der die Schüler in Ihrer Klasse entstammen. So können Sie am entsprechenden Tag kurz auf das Fest eingehen, die entsprechenden Schüler von dem Fest erzählen lassen, die Eltern der Schüler einladen, die etwas zum Fest erzählen, und gelegentlich selbst­verständlich auch ein Fest gemeinsam in der Klasse feiern.

Vermitteln Sie in diesem Kontext Ihren Schülern, dass ein gleiches oder ähnliches Fest, z. B. Neujahr, in den ver­schiedenen Kulturen unterschiedlich gefeiert wird. Lassen Sie hier bewusst die Unterschiede herausarbeiten.

Natur- und Lebensraum: Ein Lebens­raum beeinflusst die jeweilige Kultur. Die Kenntnis der unterschiedlichen Lebensräume der verschiedenen Kultu­ren im Hinblick auf Klima, geografische Lage, Flora und Fauna trägt zum weite­ren Verständnis für die Besonderheiten der einzelnen Kulturen bei. Hier helfen vor allem Bilder der Schüler und Eltern und deren lebendige Erzählungen von ihrer Heimat. Laden Sie deshalb die El­tern in den Unterricht ein, und binden Sie sie als Erzähler und authentische Be­richterstatter mit ein.

Fazit: Eine Willkommenskultur muss nicht nur gelehrt, sondern vor allem ge­lebt werden. Fremde Kulturen und ihre Eigenheiten kennenzulernen erfolgt am besten im täglichen Umgang miteinan­der. Setzen Sie die hier beschriebenen Maßnahmen um, um an Ihrer Schule die Bedingungen dafür zu schaffen, dass sich die Schüler mit Migrationshinter­grund und ihre Eltern wohl- und ange­nommen fühlen.

Hierzu vermitteln Sie Ihren Schülern Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Kultu­ren. Binden Sie dabei so oft wie möglich die Schüler und deren Eltern mit Migra­tionshintergrund konkret ein, und fül­len Sie dadurch Ihre Bemühungen mit Leben. Viele kleinere Aktionen, auch auf Klassenebene, sind dabei sinnvoller als eine große Maßnahme pro Jahr.

Diese Quellen mit Unterrichtsmate­rialien können Ihnen bei Ihren Bemü­hungen noch helfen:

  • Zum Thema „Fremd sein, fehlende Toleranz und Akzeptanz“ bietet das Tübinger Institut für Friedenspäda­gogik Materialien unter folgendem Link an: http://www.friedenspaedagogik.de/
  • Zum Bereich des globalen Lernens gibt es ein Portal für globales Lernen mit dem Link: http://www.globaleslernen.de/
  • Suchen Sie Materialien zum inter­kulturellen Lernen, empfiehlt sich der Bildungsserver des Bundeslan­des Hessen mit dem Link: http://goo.gl/3jp5Y./


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