„Super! Endlich Sport!“, jubelt Lukas, als die Mathematikstunde zu Ende ist. Doch nicht jeder Schüler ist so begeistert. „Ich habe Bauchweh und kann heute wieder nicht beim Sport mitmachen“, erklärt der übergewichtige Paul seinem Sportlehrer und übergibt ihm zum 8. Mal in diesem Schuljahr eine schriftliche Entschuldigung, die die Mutter am Morgen ausgestellt hat.
Ihre Sportlehrer kennen dieses Phänomen: Je älter die Schüler werden, umso mehr spaltet Sport die Schüler einer Klasse in Begeisterte und Vermeider. Denn wer gut ist im Sport, dem macht er Spaß. Wer aber stets als Letzter ins Ziel läuft und dem Fußball vergeblich hinterherhechelt, der versucht, diese blamablen Situationen zu vermeiden.
Natürlich bemühten sich sensible Lehrer schon immer, beiden Schülergruppen gerecht zu werden. Doch in den neuen Lehrplänen ist der Auftrag explizit verankert, auch Sport-skeptische Schüler zur Bewegung zu motivieren. Ein weiterer Auftrag, den die Lehrpläne enthalten: Stellen Sie Sport in den Dienst der Erziehung. Sport eignet sich, um Lebenskompetenzen aufzubauen.
Die aktuellen Lehrpläne stellen den Kompetenzerwerb in den Mittelpunkt des Sportunterrichts. Waren Bewegungsfertigkeiten und -fähigkeiten nicht schon immer Zielsetzung des Sportunterrichts! – Sicher, doch nun erhält der Sportunterricht durch seine pädagogische Akzentuierung einen Doppelauftrag: Im hier abgebildeten Kompetenzstrukturmodell sind Kompetenzen, die sich um Gesundheit und Fitness, um Freizeit und Umwelt sowie um Fairness, Kooperation und Selbstkompetenz drehen, gleichrangig mit den körperlich-motorischen Kompetenzen dargestellt. All dies soll im Rahmen der sportlichen Handlungs- und Bewegungsfelder, zu denen natürlich auch die bekannten Disziplinen gehören, erlernt und trainiert werden.
Die Schüler erwerben wesentliche Grundlagen gesundheitsorientierter sportlicher Betätigung. Hierzu gehört die Thematisierung gesundheitsförderlicher Ernährungsgewohnheiten ebenso wie das Aufzeigen von Gefahren durch übertriebene sportliche Aktivitäten.
Die Schüler entwickeln „soziale und personale Kompetenzen wie Fair Play, Teamgeist, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein sowie die Fähigkeit, Konflikte zu lösen. Zudem wird die wertschätzende Haltung bezüglich der eigenen Leistungen und der Leistungen anderer vertieft.
Auch dieser Kompetenzkatalog wurde schon immer implizit im Sportunterricht angestrebt. Neu daran ist die Betonung der expliziten Reflexion darüber im Unterricht: Beispielsweise halten Selbsteinschätzungsbögen und die gemeinsame Entwicklung von Bewertungskriterien bei der Durchführung sportlicher Übungen wie dem Handstand oder der Jonglage Ihre Schüler zur Reflexion über ihr eigenes Können an, ohne mit dem Zeigefinger oder der Notenliste zu winken. Hierher gehört bei älteren Schülern auch die kritische Betrachtung der Vorgänge im Leistungssport.
Die Schüler lernen den Naturraum ihrer Schulumgebung kennen und zeigen einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit Natur und Umwelt. Hier finden auch Diskussionen über Umweltbelastungen – z. B. in den Alpen durch den Wintersport – statt.
Inhaltlicher Ausgangspunkt für den Kompetenzerwerb sind in den Lehrplänen nicht mehr die klassischen sportlichen Disziplinen wie z. B. Leichtathletik oder Turnen. Vielmehr stehen dort Begriffe wie „sportliche Handlungsfelder“ oder „Bewegungsfelder“; die Disziplinen sind als Beispiele eingeordnet. Diese Handhabung zeigt eine Ausweitung Ihrer Möglichkeiten, Ihren Schülern auf vielfältige Weise Bewegungserfahrungen und den Erwerb von Bewegungsfertigkeiten zu ermöglichen und auch moderne Sportformen in den Unterricht einzubeziehen, beispielsweise Funktionaltraining, bei dem sich Ihre Schüler wie im Fitnessstudio fühlen.
Sollen nun die Disziplinen der Leistungssportarten zugunsten leistungsschwacher Schüler und erziehlicher Ziele aus dem Schulsport verschwinden? Nein, nach wie vor spielt der Wettbewerb auch im Schulsport eine große Rolle. Moderner Schulsport ist ein Mix aus wettbewerbsorientiertem Sport und anderen Bewegungsformen.
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