Schülerstreiche vor der Zeugnisausgabe kennzeichnen den Ausnahmezustand von Schülern der Abschlussklassen kurz vor der Schulentlassung. In den vergangenen Jahren hat es über Facebook regelrechte Wettbewerbe von Schulen darum gegeben, wer den „krassesten“ Streich spielt. Die wichtigsten Tipps habe ich in diesem Beitrag für Sie zusammengestellt.
„Wer richtet mehr Chaos an?! Die Max-Weber-Realschule oder das Rhein-Gymnasium?! Kommt alle zum Max Weber und zeigt, wer die Geilsten sind!“ Dieser Facebook-Post der 10. Abschlussklassen der Realschule fand sofort seine Erwiderung auf Facebook: „Battle angenommen: Kommt alle zum Rhein-Gymnasium am 9. Juni 2017 um 8 Uhr! Wir stürmen die Schule! Bringt mit, was ihr braucht: Eier, Tomaten, Sprayflaschen!“ Als Schulleiter Peter Simons diese Facebook-Posts zugespielt werden, ist er entsetzt. Sofort ruft er seine Kollegin, Marianne Herder vom Rhein-Gymnasium an, um sie zu unterrichten.
Alle Handlungen, welche den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule und vor allem die Durchführung des Unterrichts einschließlich der Rechte anderer Schüler und Lehrkräfte beeinträchtigen, sind nach § 45 Abs. 2 S. 2 Schulgesetz (SchulG) NRW verboten. Zudem sind nach den schulgesetzlichen Regelungen alle Schüler, auch die der Abiturjahrgänge und sonstigen Abschlussklassen, verpflichtet, mit der Schule, insbesondere den Lehrkräften und den Mitschülern, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten (vgl. § 42 Abs. 3 i.V.m. § 74 Abs. 1 SchulG NRW). Eine Verletzung dieser Rechtsgrundsätze durch Störungen des Unterrichtsablaufs können auch noch gegenüber Schülern der Abschlussklassen mit Ordnungsmaßnahmen geahndet werden.
Streiche gehören zum Schulabschluss – das ist seit Schülergenerationen so. Achten Sie aber darauf, dass diese nicht ausarten. Orientieren Sie sich an nachfolgenden Tipps.
Gemeinsam mit den jeweiligen Stufenleitern sollten Sie eine pädagogische und rechtlich klare Vorgehensweise besprechen und umsetzen. Holen Sie sich das Feedback aus dem Kollegium. Ihre Vertrauenslehrer sind Mediatoren in komplizierten Situationen und könnten als Unterstützer eingesetzt werden. Machen Sie den Schülern klar, dass jegliche Aktion von Ihnen als Schulleitung zu genehmigen ist. Als Schulleiter haben Sie das Hausrecht und dürfen somit Aktionen wie „Streiche“ oder „Chaostage“ untersagen.
Am besten informieren Sie die Eltern schriftlich über rechtliche Konsequenzen, wenn Abistreiche aus den Fugen geraten. Machen Sie auch auf die empfindlichen Haftungsregelungen im Hinblick auf etwaigen Schadenersatz aufmerksam. Schüler, die wie im Praxisbeispiel die Schulfassade verunreinigen, können auch für die Sanierung der Fassade und den Neuanstrich haftbar gemacht werden.
Soziale Netzwerke sind schnell und Einladungen via Facebook sind unkontrollierbar. Schnell sind diese weitergeleitet und Sie haben keinen Überblick mehr, wer und wie viele zu Ihrer Schule kommen. Machen Sie deshalb Ihren Schülern klar, dass Sie Einladungen zu Abistreichen, die über Facebook oder andere soziale Netzwerke ausgesprochen werden, mit einem Verbot der gesamten Veranstaltung beantworten. Ein Post wie in dem Praxisbeispiel wäre dann nicht akzeptabel.
Ihr Hausrecht gibt Ihnen die Möglichkeit, sich zur Durchsetzung des Hausrechts auch polizeilicher Maßnahmen zu bedienen. Scheuen Sie sich nicht, in solchen Fällen die Ordnungsbehörden zu informieren. Teilen Sie dies im Übrigen auch Ihren Schülern im Informationsgespräch mit.
Alle Leiter von weiterführenden Schulen kennen das Problem der Abschlussstreiche. Aus diesem Grund sollten Sie sich z. B. in einer Schulleiterkonferenz für die Sekundarstufe I und II zusammensetzen. Schulleiter Peter Simons aus dem Praxisbeispiel handelt damit richtig, indem er seine Kollegin Marianne Herder anruft und sich mit ihr austauscht. So kann gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden.
Sie sollten gegenüber Ihren Schülern ein klares Verbot von Vermummungen, also Unkenntlichmachung der Identität, aussprechen. Wer z. B. mit Horrorclown-Masken auftritt und so seine Identität verschleiert, hat beim Streich nichts zu suchen.
Klare Vorgaben und konsequentes Durchgreifen helfen Ihnen und Ihrem Kollegium nicht nur, Ihre eigene Autorität zu bewahren. Sie können so auch verhindern, dass solche Aktionen ausufern und zu erheblichen Schäden führen.
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