Belastet, traumatisiert! 5 Tipps, wie Sie Lehrer unterstützen können, ohne sich selbst zu überfordern

21.02.2018

Kinder mit Fluchthintergrund bleiben weiterhin eine Herausforderung für viele Schulen. Schulen benötigen daher ein Konzept, wenn Kinder ohne Deutschkenntnisse ankommen. Schließlich sollen die Kinder schnellstmöglich die deutsche Sprache lernen.

Doch dies allein reicht nicht aus. Denn viele Flüchtlingskinder sind aufgrund der erlebten schrecklichen Fluchterleb­nisse traumatisiert oder sie haben mit der Umstellung auf die neuen Lebens­umstände zu kämpfen. Doch was tun? Ihre Lehrer sind keine Therapeuten! Ihre Lehrer sind Pädagogen. Wenn sie die Flüchtlingskinder bestmöglich dabei unterstützen, sich in ihrer neuen Hei­mat, im neuen Kulturkreis und im Kreis von neuen Mitschülern wohlzufühlen, legen sie die beste Grundlage dafür, dass die Kinder den Kopf frei bekommen für das Lernen. Die folgenden 5 Verhaltens­weisen sind besonders förderlich.

1. Verständnis zeigen und annehmen

Vermitteln Sie den Kindern das Gefühl, angenommen und willkommen zu sein. Zeigen Sie dies, indem Sie z. B. Paten­schaften einrichten. Ältere Schüler un­terstützen die neuen Kinder dabei, sich im Schulhaus, im Klassenzimmer und mit den Arbeitsmaterialien zurechtzu­finden.

2. Verständigung fördern

Beobachten Sie, ob die Kinder auf dem Pausenhof mitspielen dürfen. Vermit­teln Sie oder schalten Sie auch hier die Paten ein. Schaffen Sie neben dem syste­matischen Sprachunterricht Kontaktge­legenheiten, bei denen die Sprache eine reduzierte Rolle spielt, z. B. beim Sport, Musik oder Theater. Der Ganztag bietet hierfür besonders viele Gelegenheiten.

3. Struktur und Halt geben

Klare Klassenregeln und Rituale geben allen Kindern Halt. Gerade für trauma­tisierte Kinder oder für Kinder, die zu Hause keine oder nur noch wenig Ori­entierung haben, können klare Regeln Schutz bieten. Eine feste Bezugsperson, wie die Klassenlehrerin, schafft Vertrau­en und gibt Sicherheit. Auch für Kinder, die durch die Kriegsgeschehnisse abge­stumpft sind, ist der Aufbau einer festen Beziehung, die Kontinuität bietet, be­sonders wichtig.

4. Kulturelle Unterschiede berücksichtigen

In den Kulturen, aus denen die Flücht­lingskinder meist kommen, lernen die Kinder, sich im Hintergrund zu hal­ten. Plötzlich werden sie durch ein ho­hes Maß an Entscheidungsfreiheit und Wahlmöglichkeiten eher verunsichert. Beziehen Sie die Kinder bei wichtigen Entscheidungen ein, doch überfordern Sie sie nicht mit vielen Kleinigkeiten.

5. Interesse am Kind und seinem Leben bekunden

Wenn Kinder Krieg oder Erschießen spielen oder solche Szenen malen oder in ihre Hefte skizzieren, versuchen Sie nicht, es zu verhindern. Traumatisierte Kinder spielen häufig das, was sie erlebt haben, immer wieder. Unterstützen Sie das Kind vielmehr darin, einen positi­ven Ausgang für die gespielten oder ge­zeichneten Szenen zu finden. Zeigen Sie generell Interesse am Leben der Kinder. Fragen Sie sie nach ihrem Leben vor der Flucht, z. B.: „Wie ist es in eurer Schule zugegangen?“, „Wie habt ihr Feste gefei­ert?“

Fazit: Es ist nicht Aufgabe des Lehrers, die Ursachen für das auffällige Verhal­ten des Kindes herauszufinden. Flücht­lingskinder brauchen auch keine au­ßergewöhnliche Behandlung, sondern verständnisvolle und sensible Unter­stützung.

Nutzen Sie bei Bedarf das Netzwerk der schulischen Beratungsdienste, z. B. der speziell ausgebildeten Schulpsycholo­gen in Ihrem Bundesland.


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