Stellen Sie im Lehrerzimmer die Frage, wer hochbegabte Kinder erkennen kann, werden Sie einhellig von Ihren Kollegen hören, dass dies ja wohl zu den Kernkompetenzen eines jeden Lehrers gehöre. Auf den größten Prozentsatz der Schüler trifft dies auch zu. Doch bei ca. 15% der Hochbegabten ist die tatsächliche kognitive Leistungsfähigkeit nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
Auch der Artikel "Frühe Sprachstandsdiagnostik als Basis" gibt Ihnen Tipps, wie Sie hochbegabte Kinder erkennen.
Hochbegabte Kinder, die unterfordert sind, beginnen oftmals zu trödeln, zu träumen und zeigen vor allem nicht, was sie wirklich können. So kann es vorkommen, dass ein Erstklässler bereits bei Schuleintritt lesen kann, ohne dass die Lehrerin es bemerkt. Sie wundert sich im Gegenteil darüber, wie oberflächlich er die Aufgaben in der Lernzielkontrolle bearbeitet.
Abhilfe kann in so einem Fall nur durch eine individuelle Lernstandserhebung geschaffen werden: Befassen Sie sich so oft wie möglich persönlich mit einem Problemkind, z.B. während die anderen Kinder nach Wochenplan arbeiten. Lassen Sie sich vorlesen oder beim Rechnen die Gedankenwege beim Lösen einer Aufgabe beschreiben.
Fragen Sie die Eltern nach der vorschulischen Entwicklung. So erhalten Sie ein Bild vom tatsächlichen Leistungsstand des Kindes. Liegt dieser höher als bisher erkannt, lassen sich durch adäquate Forderung und Förderung die blockierenden Verhaltensweisen meist abstellen. Setzen Sie den Frühleser beispielsweise als Vorleser für kurze Texte ein. Oder erlauben Sie, dass er ein Buch liest, während die anderen Kinder Buchstaben trainieren.
Doch nicht immer reichen die Instrumente der Lernstandserhebung Ihrer Klassenlehrer aus. Empfehlen Sie dann den Eltern, das Kind beim Beratungslehrer oder beim Schulpsychologen vorzustellen.
Mit Hilfe eines Intelligenztests wird die kognitive Begabung erfasst. Mit weiteren Testverfahren, ausführlichen Fragebogen für Eltern und Lehrer sowie durch Verhaltensbeobachtung erstellt die Beratungsfachkraft die weitere Diagnose: Liegt eine Teilleistungsstörung z.B. in Form einer Leseund Rechtschreibstörung vor? Ist das Kind einseitig begabt? Ist es ein „Underachiever“, der bei einer hohen Intelligenz erwartungswidrig geringe Schulleistungen erbringt? Oder hat die bisherige Unterforderung ein ungünstiges Lern- und Arbeitsverhalten verfestigt und zu einer emotionalen Blockade geführt? Auf Grund der sachkundigen Diagnose erhalten Sie wertvolle Hinweise, wie Sie das Kind emotional stärken und es in der Leistungsfähigkeit voranbringen können. Folgende Checkliste hilft Ihnen, hochbegabte Kinder in Ihrer Schule zu erkennen.
• unbegrenzte Neugier, viel Fantasie
• liest viel, intensiv und mit breitem Interesse
• Wissbegierde und häufiges Fragenstellen
• überdurchschnittliche Intelligenz
• hohes Lerntempo
• schnelle Auffassungsgabe
• gutes / überragendes Gedächtnis
• gutes logisches Denkvermögen
• sehr gute Abstraktionsfähigkeit
Die folgende Grafik zeigt, dass im Durchschnitt rund 68% aller Kinder eines Jahrgangs in einem Intelligenztest einen Wert zwischen 85 und 115 IQPunkten erreichen. Etwa 13,5% erzielen einen weit überdurchschnittlichen Wert (bis 130 IQ-Punkte). Nur 2% erreichen einen extrem hohen IQ (über 130 IQ-Punkte). Konkret heißt das: Unter 100 Kindern eines Jahrgangs findet man durchschnittlich 2 besonders Begabte, unter 1.000 ein extrem hochbegabtes Kind mit einem IQ-Wert von mehr als 145.
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